Ruby taucht ab
Die fluoreszierenden Fabelwesen in Kirk DeMiccos aquatischem Animations-Abenteuer Ruby taucht ab erinnern nicht nur aufgrund ihrer Spielzeug-Statur an die lustigen Leuchtfiguren der 90er, die sich als bedenklich schadstoffbelastet herausstellten. So birgt auch die moralistische Message des mainstreamigen Monster-Märchens um die 16-jährige Ruby (Stimme: Lana Condor), die mit ihrer Kraken-Familie als Menschen getarnt im Küstenort Oceanside lebt, einige fragliche Facetten.
Deren harmloseste ist die Überprivilegierung der Titelheldin. Deren komfortables Landleben wird noch übertroffen durch das magisch anmutende Tiefseereich ihrer Großmutter (Jane Fonda). Die Meermonarchin trainiert ihre Enkelin heimlich als zukünftige Krieger-Königin der Wasser-Wunderwelt, die deren besorgte Mutter (Toni Collette) bisher vor ihr geheim hielt.
Die humorige Handlung legitimiert nicht nur die Diktatur der Kraken, sondern eine archaische Adelserbfolge. Der folgt auch Ruby, die erkennt, dass die mütterliche Unaufrichtigkeit gerechtfertigt war und historische Feindbilder zutreffen. Der utopistische Ungehorsam der jungen Protagonistin hat gefährliche Konsequenzen, die einzig eine traditionalistische Transformation im wörtlichen Sinne abwenden kann.
Die im doppelten Sinne despotische Definition von Authentizität verkehrt die bewährte Botschaft von Selbstvertrauen und Selbstfindung, die in knurrigem Cartoon-Stil mit viel Glitzer und Glimmer vermittelt wird, einen unangenehmen Unterton. Den können auch etwas Diversität am Rande der quirligen Mischung aus Coming-of-Age-Story und Creature Feature und die tolle Synchron-Cast nicht wegspülen.
Regie: Kirk DeMicco, Faryn Pearl, Drehbuch: Kirk DeMicco, Pam Brady, Elliott DiGuiseppi, Brian C. Brown, Stimmen (Original): Jane Fonda, Lana Condor, Toni Collette, Colman Domingo, Blue Chapman, Will Forte, Filmlänge: 90 Minuten, Kinostart: 29.06.2023
