Scream 6
“Wir sind in einem Franchise!”, verkündet Mindy (Jasmin Savoy Brown) Kommilitoninnen Sam (Melissa Barrera) und Tara (Jenna Ortega) sowie Zwillingsbruder Chad (Mason Gooding) in der obligatorischen Lektion über die für das Scream-Universum unerlässlichen Spielregeln des Slasher-Genres. Das will Regie-Duo Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett in Scream 6 zugleich bedienen und parodieren, wobei letztes sich großteils auf eingangs zitiertes Benennen des Offensichtlichen beschränkt.
Zwar war der Meta-Humor der Horror-Reihe um den oder die blutrünstigen Genre-Afficionado(s) Ghostface nie sonderlich tiefsinnig. Doch der mit jeder Fortsetzung steigende Paternalismus der ausführlich erläuterten willkürlichen bis widersinnigen Wendungen macht es schwer, den Überraschungseffekt und halbwegs kreative Kills zu schätzen.
Dass Selbstreferenz und -gefälligkeit Subversion zunehmend ersetzen, ist nicht die einzige frustrierende Entwicklung des ausgelaugten Konzepts. Sowohl Killer als auch Opfer sind nur noch austauschbare Schablonen, deren Ableben nicht gleichgültiger sein könnte. Dementsprechend sind die Figuren nur schematische Wegwerfprodukte, deren Charakterisierung – oder Mangel daran – auf den Darstellenden lastet.
Besonders die jungen Akteure der „Core Four“, wie Chad die Clique mit optimalen Überlebenschancen tauft, gibt der nach New York verlagerten Handlung weit mehr Verve als die neue Location. Deren plakativer Einsatz bleibt ähnlich plump wie eine aufgesetzte Social-Media-Kritik. Das Vorgaukeln zeitgeistiger Reflexion ist längst Teil der Marke, die das genaue Gegenteil verkörpert.
Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett, Drehbuch: James Vanderbilt, Guy Busick, Kevin Williamson, Darsteller: Melissa Barrera, Courtney Cox, Jenna Ortega, Jasmin Savoy Brown, Mason Gooding, Hayden Panettiere, Filmlänge: 123 Minuten, Kinostart: 09.03.2023