Violent Night
Selbst nach einem Jahrzehnt erfolgreicher Verdrängung Tommy Wirkolas Gebrüder-Grimm-Gore Hansel & Gretel: Witch Hunters, dessen radikaler Reaktionismus die Märchenvorlage wie eine progressive Utopie wirken lässt, lässt die der Santa-Slasher Violent Night des norwegischen Regisseurs Hoffnung auf satirischen Splatter-Spaß gar nicht erst aufkommen.
Wenn sich der trinkfreudige Weihnachtsmann (David Harbour) in der Eröffnungsszene bei einem irdischen Kaufhaus-Kollegen über die Geschenkwünsche und Gier der heutigen Jugend beschwert, verweist diese autoritäre Aggression programmatisch auf den kapitalismuskonformen Konservativismus des Plots. Der zelebriert statt der suggerierten Veralberung feiertäglicher Verlogenheit eine blutige Bestrafung all jener, die sich nicht zum schönen Schein mit der Blutsverwandtschaft zu heteronormativer Heiterkeit unter Baum versammeln.
So wie die steinreiche Lightstone-Dynastie, deren Sprösslinge Jason (Alex Hassell) und Alva (Edi Paterson) nach dem Vermögen der Matriarchin Gertrude (Beverly D’Angelo) schielen. Der ausgenommen Jasons Ex Linda (Alexis Louder) und kleine Tochter Trudy (Leah Brady) abstoßende Kriegsgewinnler-Clan liefert die perfekte Zielscheibe für mörderische Materialismus-Kritik. Stattdessen trifft Santas Zorn ein von John Leguizamos Scrooge angeführtes Einbrecher-Team.
Das sadistische Schlachten sozialer Außenseiter, unterbrochen von wertkonservativem Weihnachtskitsch, macht den unebenen Mix aus Home Invasion, Holiday Comedy und Fantasy-Familienfilm zu einer republikanisch radikalisierten Erwachsenenversion des mehrfach referenzierten Home Alone. Dessen kindliches Klassenkampf-Szenario brutalisiert Wirkolas Legitimierung elitären Egoismus, kriegstreiberischer Korruption und scheinheiliger Sentimentalität. Merry WASP-mas,
Regie: Tommy Wirkola, Drehbuch: Pat Casey, Josh Miller, Darsteller: David Harbour, Beverly D’Angelo, John Leguizamo, Cam Gigandet, Edi Patterson, Brendan Fletcher, Filmlänge: 112 Minuten, Kinostart: 01.12.2022