The Straight Story

The Straight Story ist vielleicht einer der ungewöhnlichsten Filme in der Karriere von David Lynch, aber aus völlig anderen Gründen als man denkt.

Alvin Straight (Richard Farnsworth) ist ein 73 Jahre alter Rentner in Iowa und ein unglaublich sturer Kerl. Als er erfährt, dass sein Bruder Lyle schwer erkrankt ist, macht er sich auf die Reise zu ihm. Er möchte ihn ein letztes Mal sehen und sich mit ihm versöhnen. Nach einem Streit vor zehn Jahren hatten sie keinen Kontakt mehr. Aber Alvin hat keinen Führerschein und sieht schlecht. Doch das hindert ihn nicht, sich auf eine wahnwitzige Odyssee zu begeben. Seine Tochter Rose (Sissy Spacek) ist zunächst zwar skeptisch, unterstützt ihn dann aber bei seinem Vorhaben. Mit einem selbstgebauten Rasenmäher fährt er sechs Wochen lang ins weit entfernte Wisconsin.

Eigentlich klingt The Straight Story doch gar nicht so ungewöhnlich, oder? Ein Drama über einen Mann, der sich auf eine lange Reise begibt, um sich seiner Vergangenheit zu stellen. Kennt man doch schon. Und ja, nicht einmal David Lynch macht daraus etwas anderes, als es ist. Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt der Meister des filmischen Mysteriums The Straight Story genau so, wie es der Titel vorgibt. Geradlinig und direkt. Gerade das ist eben das merkwürdige daran. Gerade das ist es, was The Straight Story in der Filmografie von David Lynch als Fremdkörper erscheinen lässt. Die Erzählweise passt so gar nicht zu ihm.

Zugegeben, Lynch hat schon mit Der Elefantenmensch ein handfestes (und brillantes) Drama abgeliefert. Doch dieses frühe Werk hatte doch etwas eigenwilliges und unangepasstes an sich. Nicht zuletzt aufgrund seines Protagonisten. The Straight Story ist jedoch richtiggehend banal und simpel im Vergleich zu den restlichen Filmen von David Lynch. Doch das macht ihn nicht zwangsläufig schlechter. Es ist ein durchwegs sympathisches, einfühlsames und bewegendes Drama. Im Gegensatz zu den meisten Werken von David Lynch lebt dieser Film jedoch weniger von seiner Regie als vom gelungenen Drehbuch und den enorm starken Darstellern.

Regie: David Lynch, Drehbuch: John Roach, Mary Sweeney, Darsteller: Richard Farnsworth, Sissy Spacek, Jane Galloway Heitz, Joseph A. Carpenter, Dan Flannery, Everett McGill, Filmlänge: 107 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 11.01.2018