The Black Phone
Das atmosphärische Retro-Setting der späten 70er, eine von nostalgischen Spielereien faszinierte Inszenierung und meisterhaft makabere Masken von Make-up-Legende Tom Savini verleihen Scott Derricksons Adaption der gleichnamigen Kurzgeschichte The Black Phone von Stephen-King-Spross Joe Hill einen düsteren Charme, der weit länger nachwirkt als die karge Story.
Die verdankt ihre Wirkung vor allem den überzeugenden Darstellungen des zentralen Figuren-Trios. Ethan Hawke entfaltet als monströser Kinder-Kidnapper The Grabber eine perverse Präsenz, deren gruseliges Potenzial nie vollends ausgeschöpft wird. Unübersehbare Analogien zu den realen Morden John Wayne Gacys offenbaren momentweise albtraumhafte Abgründe, um die der zweischienige Plot sorgsam herum navigiert.
Zurückhaltung üben Derrickson und sein Sinister Co-Drehbuchautor C. Robert Cargill ebenso bei blutigen Scares. Dies und der dramaturgische Fokus auf die enge Beziehung zwischen dem im Keller des Grabbers gefangenen Finney (Mason Thames), der über das Titelobjekt jenseitige Anrufe erhält, und seiner hellseherischen Schwester Gwen (Madeleine McGraw), rückt den Horror-Thriller in Nähe auf ein älteres Kinderpublikum ausgerichteter Genre-Klassiker.
Wie in ES, auf den Details wie unheilvolle Luftballons und Gwens gelber Regenmantel anspielen, birgt das Grauen eine Coming-of-Age-Story, in der Kinder sich verbünden – gegen menschliche Monster, die weit bedrohlicher sind als die geisterhaften Gesprächspartner des Titelapparats.
Regie: Scott Derrickson, Drehbuch: Scott Derrickson, C. Robert Cargill, basierend auf einer Kurzgeschichte von Joe Hill, Darsteller: Ethan Hawke, Jeremy Davies, James Ransone, Madeleine McGraw, Kellan Rhude, Mason Thames, Filmlänge: 102 Minuten, Kinostart: 23.06.2022