Luzifer
Unter dem imposanten Firnis experimentellen Exzesses und kapitalismuskritischen Kunstkinos ist Peter Brunners Spielfilmdebüt Luzifer eine ernüchternd generische Kompilation filmischer Tropen, deren stereotyper Einsatz die narrative Entsprechung des reaktionären Subtexts erscheint.
Die raue Ursprünglichkeit der in erhabenen Naturpanoramen überhöhten Alpenkulisse steht entgegen städtischer Substanzsucht und Sünde, die asketische Isolation des fanatischen Figurenpaares entgegen touristischen Kommerz, ihre Gottgläubigkeit gegen Geldgier, ihre religiöse Rückständigkeit gegen teuflische Technologie, alles Fremde gegen ihre Familieneinheit. Letzte ist das Klischee-Konstrukt der sich für vermeintliche Verfehlungen kasteienden Übermutter Maria (Pastorin Susanne Jensen im Selbstdarstellungsmodus) und ihres mit sadistischer Strenge und inzestuös anmutender Intimität indoktrinierten Soziopathen-Sohnes Johannes (Franz Rogowski).
So extrem wie die Gemütszustände sind die Gegensätze der schemenhaften Story, die mehr obskurantistisch denn obskur in ludditischer Litanei gegen säkulare Satanie schwelgt. Dämonische Drohnen umschwirren die Berghütte, in der sich das pathologische Paar gegen infernalische Investoren verschanzt. Das Feindbild Fortschritt provoziert schließlich auch die exorzistische Eskalation, auf der die Handlung basiert.
Obwohl Titel, Themen und Tropen das Horror-Genre evozieren, ist die behäbige Inszenierung weder spannend noch unheimlich. Grusel überwiegen groteske Komik und Abscheu, die Brunner in Manier seines Produzenten Ulrich Seidel durch aufdringliche Körperlichkeit gezielt anfacht: nicht zuletzt über die krude Message und die patriarchalische Paranoia der mystizistischen Makulatur.
Regie und Drehbuch: Peter Brunner, Darsteller: Susanne Jensen, Franz Rogowski, Theo Blaickner, Monika Hinterhuber, Erwin Geisler, Clemens Göbl, Markus Eibl, Filmlänge: 103 Minuten, Kinostart: 22.04.2022