Dirty Distancing
Dirty Distancing von Dominic Marcus Singer widmet sich auf satirische Weise einem schmutzigen Virus und einer noch schmutzigeren Politik.
Eine junge und man kann wohl auch sagen recht verzogene Regisseurin (Afra Kosa) wird von der österreichischen Regierung beauftragt einen Film zur Zerschlagung einer gegenwärtigen Pandemie zu drehen. Als Held wird ein unscheinbarer Bürger ausgewählt, der unter dem Decknamen Jimmy Cool 0043 (Mike Lomoz) agiert. Was wie eine wohl gesittete Dokumentation beginnt, artet schnell in Chaos aus und die Regisseurin hat ihre liebe Not den Agenten zu dirigieren. Denn Jimmy Cool weiß auf vieles nur eine Antwort: rohe Gewalt.
Mit Dirty Distancing ist Dominic Marcus Singer und seinem Co-Autoren Reinhard Schröder eine absolut wahnsinnige Satire gelungen. In den besten Momenten erinnert der Kurzfilm an den anarchischen Humor der legendären Monty Python-Truppe und ist inhaltlich, wie visuell ein wahrer Rausch an (manchmal richtig brutalen) gesellschaftlichen und politischen Seitenhieben. Nein, eigentlich sind es richtige Fausthiebe, die es da hagelt. Schon die Einführung der beiden Protagonisten ist fantastisch und legt gleich den satirischen Grundstein für den gesamten Film. Die Figur der Regisseurin zum Beispiel entpuppt sich gleich zu Beginn als einzige Persiflage auf das Klischee eines Filmemachers.
Überhaupt sind die Schauspieler wirklich auf der Höhe. Afra Kosa hat die arrogante Regisseurin perfekt drauf, so gut, dass man gar nicht merkt, dass sie spielt. Es ist jetzt durchwegs positiv gemeint, aber man könnte wirklich glauben, sie spielt “einfach” sich selbst. Ihr Kollege und Gegenpart Mike Lomoz wiederum beweist ein ungemein treffendes komödiantisches Gespür und Timing. Und auch die Nebendarsteller sind allesamt überzeugend und können selbst in oft kleinen Rollen glänzen.
Klar, Dirty Distancing ist jetzt nicht unbedingt immer subtil (wobei es auch hier herrliche Anspielungen und Pointen gibt, manchmal sogar auf einer rein visuellen Ebene, wie zum Beispiel die Bodenmarkierungen für die Politiker), aber hin und wieder braucht es einfach einen Vorschlaghammer um auf sich aufmerksam zu machen und etwas zu bewirken. Und so ein Hammer ist Dirty Distancing.
Regie: Dominic Marcus Singer, Drehbuch: Dominic Marcus Singer, Reinhard Schröder, Kamera: Albert Pichler, Darsteller: Mike Lomoz, Afra Kosa, Petra Morzé, Leo Morocutti, Christoph Luser, Ferry Öllinger, Emem Augendopler, Tania Golden, Jakob Seeböck, Filmlänge: 30 Minuten, gezeigt am 29.12.2021 im schikaneder