The Ice Road
Niemand erwartete Raffinesse von Netflix-Ware wie The Ice Road, deren Attraktionen eisige Landschaft, Trucks und Liam Neeson (passenderweise als Typ, der die aufreibende Tour allein aus Geldgründen fährt) sind. Aber Jonathan Hensleighs Action-Vehikel erfüllt nicht einmal die moderaten Erwartungen eines Genre-Publikums, das nicht viel mehr will als durch die titelgebenden Eisstraßen krachende Kraftfahrzeuge. Selbige sind vorrangig Staffage für Gekloppe zwischen Neesons Trucker McCann und dem durchschaubaren Schurken (Benjamin Walker). Dessen Vorgehensweise ist ähnlich grobmechanisch wie die fade Inszenierung. Hensleigh vermittelt keinerlei Begeisterung für seinen Abklatsch von Lohn der Angst, dessen parabolischer Zynismus die Antithese der mutlosen Mixtur eines halben Dutzend Subgenres darstellt.
In der Fahrbahn von Abenteuer, Thriller, Action, Katastrophenfilm und Familiendrama schlingert der Plot zwischen billigem CGI und abgegriffenen Klischees. Keine Szene oder Figur, die nicht schon x-mal in besseren Filmen vorkam. Trotzdem geizen die Dialoge nicht mit Exposition bis zur Selbstsatire. Verständlich, dass Laurence Fishburne bereits nach 20 Minuten wortwörtlich abtaucht.
Die Resttruppe bestehend aus McCanns gehandicaptem Bruder (Marcus Thomas) und der kämpferischen Tantoo (Amber Midthunder) tuckern müde weiter durch Naturkulissen, die weder bedrohlich noch erhaben wirken. Die spannungsfreie Handlung kommt noch mühseliger voran als der Dreier-Konvoi, dessen Prinzip das inspirations- und ambitionslose Road Movie teilt: „strategische Redundanz“.
Regie und Drehbuch: Jonathan Hensleigh, Darsteller: Liam Neeson, Marcus Thomas, Laurence Fishburne, Amber Midthunder, Benjamin Walker, Holt McCallany, Filmlänge: 103 Minuten, Kinostart: 15.10.2021