The Little Things

Wenn John Lee Hancock mit The Little Things unbedingt einen auf David Fincher machen will, sollte er besser damit anfangen, seine Filme um eine Handlung und Figuren aufzubauen, statt um eine bigotte Message. Letzte ist einzig konsistenter Aspekt seines ebenso inkohärenten wie spannungsfreien Drehbuchs. Selbiges versteckt hinter der Maske des Cop-Thrillers eine perverse Apologie behördlicher Korruption und Polizeigewalt. Die fähigen Hauptdarsteller scheitern an Charakteren, so unterentwickelt wie der Plot. Ex-Detektive Deacon (Denzel Washington), den sein Nachfolger Baxter (Rami Malek) in einen Serienkiller-Fall zieht, definiert der Regisseur und Drehbuchautor aufgrund beider Berufs und Status nicht nur als moralisch integer, sondern menschlich würdiger.

Abstoßender als die aus Schreibfaulheit in die 90er verfrachteten Filmmorde ist Hancocks von Misogynie, Elitarismus und Klerikalismus geprägte Gesellschaftsunterteilung in schützenswerte Bürger und menschliche Wegwerfartikel. Exemplarisch dafür die Unterscheidung des Helden zwischen „Nutten oder normalen Menschen“ sowie die Resolution, dass die Seelenruhe eines gottesfürchtigen Vorzeige-Ermittlers mehr wiegt als das Leben eines verbrechensfixierten Gelegenheitsarbeiters (Jared Leto).

Die Sackgassen-Story lässt überreichlich Zeit zur Sezierung ihrer Doppelmoral: Protagonistinnen sind rar, nackte Frauenleichen dafür überexponiert. Deacons Beziehung zu Baxter prägen unterdrückte amouröse Implikationen, die Hancock mit homophober Panik parallel negiert. Derartiger Selbstboykott besiegelt die Einfallslosigkeit des schematischen Szenarios, das am eigenen Moralismus erstickt.

Regie und Drehbuch: John Lee Hancock, Darsteller: Denzel Washington, Rami Malek, Jared Leto, Chris Bauer, Michael Hyatt, Terry Kinney, Natalie Morales, Filmlänge: 128 Minuten, Kinostart: 08.07.2021