Night Raiders (c) 2021 Christos Kalohoridis(1)

Night Raiders

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Sci-Fi

Die historischen Verbrechen, für die Danis Goulets zerfahrenes Spielfilmdebüt eine fiktive Entsprechung sucht, sind so schmerzlich prägnant, dass es einer narrativen Verfremdung gar nicht bedurfte. Dass die kanadische Regisseurin und Drehbuchautorin sich dennoch dafür entscheide, wirkt so unweigerlich wie eine Konzession an ein junges Zielpublikum, dass sie entweder unter- oder überschätzt. Kindliche Arthouse-Fans brauchen die Teenie-Dystopie nicht zum Verständnis der Parallelen zu der systematischen Auslöschung von First Nations Kultur. Die Franchise-Zuschauerschaft von Tribute von Panem und Divergent wird mit den Anspielungen auf Kindesraub, gewaltsame Familientrennung und Boarding Schools zur kulturellen Zwangsassimilierung trotz Sci-Fi-Zuckerguss nichts anfangen können.

Night Raiders

So laviert die Story um die den Cree angehörige Niska (Elle Maija Tailfeathers), die in einer nahen Zukunft mit ihrer jugendlichen Tochter Waseese (Brooklyn Letexier-Hart) vor den Drohnen eines totalitären Regimes flieht, zwischen Fantasy-Abenteuer und Lehrstück, um schließlich an beidem zu scheitern. Dennoch evozieren schnörkellose Szenen, die malerische Waldlandschaft mit schäbigen Betonslums und knastartigen Militärschulen kontrastieren, eine überraschend realistische Atmosphäre. Es bleibt das unbequeme Gefühl, dass diese Low-Budget-Vision verstaatlichter Kinder nur Jahre entfernt sein könnte, während millionenschwere Hollywood-Vehikel unendlich weit weg scheinen. Als Ticket zu weniger eingeschränkten Produktionen sollte der ambitionierte Genre-Mix jedenfalls reichen.

Regie und Drehbuch: Danis Goulet, Darsteller: Amanda Plummer, Shaun Sipos, Eric Osborne, Elle-Máijá Tailfeathers, Alex Tarrant, Gail Maurice, David MacInnis, Filmlänge: 97 Minuten, gezeigt auf der Berlinale 2021




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