Straw-Dogs-Wer-Gewalt-sät…-(c)-1971,-2012-EuroVideo-Medien-GmbH(1)

Straw Dogs

10
Drama

Straw Dogs ist wohl das härteste und unangenehmste Werk von Sam Peckinpah, ein Film mit unglaublicher Wucht, nur schwer verdaulich und nichts für Zartbesaitete.

Der junge Mathematiker David Sumner (Dustin Hoffman) zieht mit seiner Frau Amy (Susan George) in das Landhaus ihres verstorbenen Vaters, zurück in ihre Heimat, ein ländliches Dorf in England. David möchte die Ruhe und Abgeschiedenheit zum Arbeiten nutzen, während Amy sich darüber freut, wieder an dem Ort ihrer Kindheit zu sein, wo viele Bekannte leben, die sie von früher kennt. Doch die unterschwellige Abneigung der Dorfbewohner gegenüber dem zugereisten Amerikaner lodern immer mehr auf, spitzen sich zu und nehmen gewaltsame Züge an, bis Aggressivität und Hass offen Zutage treten und in einem brutalen Konflikt explodieren. Der sonst so friedliche David wird zum Äußersten getrieben, wird stärker und stärker drangsaliert und in die Enge gedrängt, bis er keinen anderen Ausweg mehr sieht, als selbst zur Waffe zu greifen.

 

Sam Peckinpah hat mit Straw Dogs eine Charakterstudie geschaffen, die vom Abstieg in die Gewalt erzählt. Dem Film (und Peckinpah allgemein) wird immer wieder Gewaltverherrlichung vorgeworfen, dabei ist Straw Dogs vielmehr eine ungeschönte und überaus realistische Schilderung über die Mechanismen von Gewalt. Peckinpah nutzt sie nicht als sauberes, steriles Stilmittel, wie viele andere Actionfilme das tun, sondern bei ihm ist sie immer mit Schmerz und Qual verbunden, psychisch, wie physisch, und es wird nie als simple Problemlösung angesehen. Da er die brutalen Momente in Straw Dogs weder durch Ironie noch durch irgendeine stilistische Verfremdung genießbar und unterhaltsam macht, verharmlost er Gewalt in keinster Weise, sondern zeigt sie in seiner ungeschönten und überaus realistischen Schmerzhaftigkeit, mit all ihren Nach- und Auswirkungen.

Auch wenn Straw Dogs sein erster Ausflug außerhalb des Western-Genres ist, bleibt Peckinpah bei seiner Thematik und überaus pessimistischen Ansicht über die Menschheit und ihre vermeintliche Zivilisiertheit. Für ihn ist Gewalt eine notdürftig verdrängte und unterdrückte Grundlage unserer Gesellschaft, die nur durch Gesetze eingedämmt wird, aber jederzeit hervorbrechen kann, oftmals durch banale Kleinigkeiten. Er zeigt den Menschen als schonungslose, wilde Bestie, dessen wahre Natur nun mal eine gewaltsame und grausame ist. Straw Dogs stellt zudem die Fragen, ob ein Mensch durch seine Umgebung bestimmt wird, wie viel Einfluss er selbst auf diese Umgebung hat und zu was ein Mensch unter den richtigen (und schlimmsten) Bedingungen fähig ist.

Dustin Hoffman liefert eine grandiose Performance, der die langsame Wandlung seines Protagonisten eindrucksvoll darstellt. Obwohl der Schauspieler nur des Geldes wegen mitgemacht hat und eigentlich kein Fan von gewaltsamen Filmen ist, zeigt er in Straw Dogs doch eine seiner besten Leistungen. Die Nebendarsteller sind zudem großteils unbekannte Schauspieler mit unverbrauchten Gesichtern, was dem Film zusätzliche Glaubwürdigkeit verleiht. Sam Peckinpah hat mit Straw Dogs ein schmerzhaftes, schwer verdauliches, aber enorm eindringliches Meisterwerk geschaffen.

Regie: Sam Peckinpah, Drehbuch: David Zelag Goodman, Sam Peckinpah, Darsteller: Dustin Hoffman, Susan George, Peter Vaughan, T.P. McKenna, Del Henney, Filmlänge: 118 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 12.07.2012




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