Rocky II
Rocky II ist ein klassisches Sequel, es nimmt die besten Teile vom Original und übertreibt das Ganze ein wenig. Hier wird vor allem der Kitsch-Faktor ordentlich in die Höhe geschraubt.
Rocky Balboa (Sylvester Stallone) hat mit seinem Kampf gegen Apollo Creed (Carl Weathers) alle überrascht. Niemand hätte ihm diese Standhaftigkeit zugetraut. Auch wenn er nicht als Champion aus dem Kampf hervorgegangen ist, sollte für Rocky danach Schluss sein. Er hat mehr Geld verdient, als jemals zuvor und möchte seine große Liebe Adrian (Talia Shire) heiraten und mit ihr das Leben genießen. Rocky probiert sich in der Werbung und scheitert. Geldprobleme zwingen ihn bald dazu undankbare, schlecht bezahlte Jobs anzunehmen. Währenddessen kann Apollo es nicht hinnehmen, seinen Herausforderer nicht klar besiegt zu haben. Er möchte einen Rückkampf. Rocky wehrt sich so lange gegen seine Natur als Boxer, bis er keinen anderen Ausweg sieht, als dem Kampf gegen Apollo zuzustimmen.
Nach dem Erfolg von Rocky lieferte Stallone mit F.I.S.T. und Paradise Alley (beide basieren auf seinen Drehbüchern, letzterer war Stallones Regie-Debüt) zwei Flops ab. Obwohl beide Filme aus heutiger Sicht überraschend gut sind, sind sie in seiner Filmographie weitgehend vergessen. Es sah so aus, als wäre sein Stern bereits wieder am sinken. Also wandte er sich der Fortsetzung seines großen Hits Rocky zu. Auch in Rocky II verarbeitet Stallone seine persönliche Frustration mit dem Ruhm und der Vergänglichkeit des Erfolgs in der fiktiven Geschichte seines Boxers Rocky Balboa. Das an sich gelingt seinem Drehbuch auch durchaus gut, das größte Problem hat Stallone hier jedoch mit den romantischen Elementen. Die Liebesbeziehung zwischen Rocky und Adrian leidet unter fürchterlich kitschigen und ebenso schlecht gespielten Dialogen.
Was im Vorgänger noch so perfekt funktioniert hat, die Balance zwischen Charakterstudie und Liebesdrama, wird hier zu einer mit Klischees überfrachteten, eindimensionalen Geschichte, in der vor allem Adrian keine ausgearbeitete Figur mehr ist, sondern zum Stichwortgeber und zur Trainingsmotivation verkommt. Stallone versucht zudem einen der ikonischten Momente des ersten Teils (der Lauf über die Stiegen) zu übertrumpfen, indem er Rocky von einer Horde Kinder begleiten lässt. Rocky II hat seine stärksten Momente im Ring (davon leider zu wenige) und in der Darstellung, wie der einfache Boxer in der komplexen Welt des Showbusiness scheitert, bis er wieder ganz unten angelangt ist. Weit entfernt vom Meisterwerk des ersten Teils, ist Rocky II in seinen besseren Szenen zumindest ein kitschig unterhaltsames Drama.
Regie und Drehbuch: Sylvester Stallone, Darsteller: Sylvester Stallone, Talia Shire, Burt Young, Carl Weathers, Burgess Meredith, Filmlänge: 119 Minuten, Blu-Ray Steelbook Release: 18.10.2018