Hotel Artemis
Arbeite mit dem, was du hast, und nicht mit dem, was du dir gewünscht hättest, lautet eine der Gangster-Devisen aus Drew Pearce‘ Spielfilmdebüt. Würde der britische Drehbuchautor und Regieneuling sich bloß an seine eigene Regel halten.
Dann wäre das blutige Gangster-Getogether in der titelgebenden Art-Deco-Absteige, von Ex-Alkoholiker-Krankenschwester Thomas (Jodie Foster) in ein Hospital für Kriminelle umgewandelt, so ideal wie seine originelle Prämisse. Denn was bleibt zu wünschen übrig bei einer All-Star-Cast mit Sofia Boutella als Auftragskillerin, Dave Bautista als Krankenwärter und Jeff Goldblum als aalglatter Unterweltboss?
Das Gästeriege, das durch die ungleichen Bankräuber-Brüder Waikiki (Sterling K. Brown) und Honolulu (Brian Tyree Henry) sowie den arrogant-aggressiven Waffenhändler Acapulco (Charlie Day) abgerundet wird, ist so schillernd wie seine von den Hotel-Krankenzimmer adaptierten Namen und Aufmachung. Das dystopische Setting ist ein futuristisches Los Angeles, dessen Bevölkerung gegen die Privatpolizei eines Konzerns um Wasserversorgung kämpft. Fosters mit schrulliger Doktortasche und Walkman herumschlurfende Schwester ist im doppelten Sinne Herz und Hirn des stilisierten Konstrukts: sowohl des vor kriminellem Konfliktpotenzial brodelnden Schauplatzes als auch der fragmentarischen Handlung.
Wenn der Cocktail aus Action und Neo-Noir enttäuscht, liegt das keinesfalls an minderwertigen Zutaten. Pearce vernachlässigt trotz seines Händchens für Figuren und Atmosphäre das dramaturgische Fundament des eigenwilligen Ensemblestücks. Der fragile Plot taugt mehr als Pilot für eine TV-Serie denn als autonome Erzählung. Kaum gewinnt ein Protagonist an Profil, macht er oder sie Platz für den nächsten abgedrehten Typen oder Kampf, der wiederum abrupt verwaist wird. Überfordert vom eigenen Übermut schaltet die Inszenierung auf Leerlauf. Einchecken lohnt trotzdem. Darsteller und Szenario sind ein dickes Trostpflaster.
Regie und Drehbuch: Drew Pearce, Darsteller: Jodie Foster, Sterling K. Brown, Sofia Boutella, Jeff Goldblum, Zachary Quinto, Brian Tyree Henry, Charlie Day, Dave Bautista, Filmlänge: 94 Minuten, Kinostart: 26.07.2018