Trailer: Night Sea Journey
Zugegeben, der englischsprachige Titel lässt nicht vermuten, dass es sich hierbei um eine heimische Produktion handelt, um einen österreichischen Thriller mit surrealen Elementen. Der Originaltitel lautet demnach auch Nachtmeerfahrt.
Der surrealistische Thriller bedient sich Elementen und Bilder antiker Mythologie und psychoanalytischen Symbolen von Tod und Sexualität, also sowohl Körper und Geist stehen im Mittelpunkt des neuen Films von Tina Feyrer (Drehbuch und Regie). Wie der Titel nahelegt, spielen die Nacht, das Meer und eine Fahrt eine große Rolle und lassen vermuten, dass es sich für die Protagonisten zu einer psychischen und physischen Reise ins Unbekannte entwickelt.
Neeve (Lisa Friedinger) verbringt einen Abend mit ihren Freunden Julius (Dominic Marcus Singer) und Marianne (Anna Sophie Krenn), als ein merkwürdiger Anruf eines Unbekannten die heitere Stimmung zunichte macht und aus einer angenehmen Nacht und einem freundlichen Beisammensein eine düstere Odyssee für die Protagonistin einleitet. Denn Neeve versucht hinter die Identität des Unbekannten zu kommen und wird dabei in eine Welt jenseits der Realität gezogen, in der irrationale Mächte zunehmend die Kontrolle gewinnen. Traum und Wirklichkeit verschwimmen zusehends ineinander, bis Neeve nicht mehr weiß, in welcher Welt sie sich eigentlich befindet.
Drehbuchautorin und Regisseurin Tina Feyrer, die ihre Karriere am Theater begann und dann zusammen mit Paulus Manker erste Filmprojekte verwirklichte, konfrontiert den Zuschauer mit Nachtmeerfahrt mit der dunklen Seite unseres Daseins. Mit surrealen, ambivalenten und nicht immer leicht zu entschlüsselnden Bildern erzählt sie ihre Geschichte, den Abstieg bzw. Wechsel zwischen äußerer Realität und innerer Wahrnehmung ihrer Figuren.
Beim Anschauen des Trailers wird auch gleich der prägnante visuelle Stil ersichtlich. Der Hintergrund wird dominiert von undurchdringlicher Finsternis, wodurch nichts zu erkennen ist, außer die Körper und Gesichter im Vordergrund. Es erzeugt ein undefinierbares Gefühl der Verlorenheit, wenn man die Figuren so losgelöst von ihrem Umfeld wahrnimmt und unterstreicht damit auf visuelle Weise die (eventuelle) Losgelöstheit der Charaktere von ihrem Leben und ihrer Umgebung. Interessant, wie man auch mit der Dunkelheit optische Akzente setzen kann und das, was normalerweise mit Helligkeit oder Farben hervorgehoben wird, in diesem Fall mit einem alles verschlingenden Schwarz in den Fokus gerückt wird. Sicherlich ein eigenwilliger Stil und vielleicht auch gewöhnungsbedürftig, aber allemal ein interessanter visueller Zugang.
Produziert wurde Nachtmeerfahrt übrigens von einem gewissen Herr Mauser. Dem Bild nach zu urteilen, handelt es sich bei ihm um einen Hund. Aber besucht man die offizielle Homepage findet man schnell heraus, wer sich hinter diesem Herr Mauser verbirgt. Abseits vom großartigen Namen und dem grandiosen Hundefoto, ist Herr Mauser ein Künstlerkollektiv, das Feyrer gemeinsam mit Philipp Blihall gegründet hat und die Darsteller Lisa Friedinger, Dominic Marcus Singer und Anna Sophie Krenn integrale Mitarbeiter sind – und nicht zuletzt hat dieses Kollektiv schon eine beachtliche Anzahl an Filmen auf die Beine gestellt.