Der Tag, an dem die Erde stillstand
„Wenn die Erde stirbt, sterben die Menschen. Wenn die Menschen sterben, überlebt die Erde.“ Dies ist die zentrale Aussage des Remakes von Robert Wises gleichnamigen Sci-Fi Klassiker aus dem Jahre 1951. Bei der aktuellen Version führte Scott Derrickson Regie und bemühte sich den Film für die heutige Generation an Kinogänger auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen.
Das Eingangs angeführte Zitat, im Film gesprochen vom außerirdischen Invasoren Klatuu (Keanu Reeves), ist die Kernbotschaft des Films und zielt eindeutig auf den acht- und respektlosen Umgang der Menschheit mit ihrem Heimatplaneten ab. Diese Aussage hat heutzutage durchaus ihre Berechtigung und Relevanz, da unser Umgang mit dem Planeten Erde wirklich mehr als zu wünschen übrig lässt. So gesehen scheint es fast so, als wären Klatuu und die Gruppe Außerirdischer, die er repräsentiert, die Protagonisten, während wir Menschen zu den Antagonisten gemacht werden.
Dadurch ist man von Anfang an auf Klatuus Seite, der gerade durch Keanu Reeves extrem emotionslose Performance zum Leben erweckt wird und einen der (seltenen) Höhepunkte des Films darstellt. Der Grundgedanke sieht so aus, dass es nur eine handvoll bewohnbarer Planeten im Universum gibt und die Außerirdischen nicht zulassen können, dass wir unseren Planeten vernichten. Also greifen sie ein und senden Klatuu und Gort, einen gigantischen biologischen Roboter, auf die Erde um uns Menschen entweder doch noch zur Vernunft zu bringen, oder, falls das misslingt, uns auszulöschen. Letzteres tritt ein, aber leider nicht mit der notwendigen Konsequenz die dieser Film verlangt hätte.
Zugegeben, es hat schon seinen Reiz zu sehen, wie Klatuu und Gort der Menschheit in den Arsch tritt und uns einen ordentlichen Denkzettel in Sachen Macht und Demut verpasst. Der Untergang der Menschheit als unterhaltsames Spektakel. Insgeheim hofft man, dass dieser verdammt gutaussehende, stets großartig gekleidete, coole und extrem mächtige Außerirdische es schafft uns Menschen den Gar auszumachen und uns ein für allemal vernichtet. Ein lobenswertes Ziel, ohne Zweifel. Ein Grund mehr, auf Klatuus Seite zu stehen. Denn eines schafft der Film durchaus, er repräsentiert die Menschen tatsächlich als das was sie sind, eine extrem arrogante Plage für diesen Planeten. Immerhin maßen wir uns an, dass die Erde und alles was sich darauf befindet tatsächlich uns, der sogenannten „Krone der Schöpfung“, gehört und wir damit machen können was wir wollen. Ein Missverständnis, das Klatuu sehr früh zu berichtigen weiß.
Keanu Reeves ist in diesem Fall eine optimale Besetzung für die Rolle, gerade weil er mit emotionsloser, stoischer Mine agiert – was er ja ohne Zweifel am Besten kann. Diese Gefühlskälte des Außerirdischen wirkt beinahe wie Balsam auf der geschundenen Seele des, von Kitsch und Klischees gequälten Zuschauers. Am schlimmsten ist dabei die extrem haarsträubende Fehlbesetzung von Jaden Smith. Einmal mehr wird offensichtlich, was man spätestens seit Jimi Blue Ochsenknecht wissen sollte, nämlich dass man als Kind eines erfolgreichen und bekannten Schauspielers nicht unbedingt über schauspielerisches Talent (oder sonst irgendein Talent) verfügen muss. Abgesehen davon sind auch Jennifer Connelly, die wieder einmal eine Wissenschaftlerin spielen darf, und die ansonsten eigentlich sehr gute Kathy Bates hoffnungslos fehlbesetzt. Davon nicht genug, müssen ausnahmslos alle fehlbesetzten Schauspieler, teils extrem aberwitzige Dialoge und Sätze vom Stapel lassen, die für Klatuu und Gort eigentlich Anlass genug sein sollten, die Menschheit endgültig zu vernichten. Das einzige was uns da wohl noch retten kann, sind die absolut sehenswerten Special Effects, ein optimaler Keanu Reeves und eine zumindest großartige und lobenswerte Ausgangsidee, die zwar leider vollkommen verhunzt wurde, aber zumindest in einigen wenigen Momenten durchscheinen kann und dem Film damit ein gewisses Maß an Rechtfertigung einräumt.
Regie: Scott Derrickson, Drehbuch: David Scarpa, Darsteller: Keanu Reeves, Jennifer Connelly, Kathy Bates, Jaden Smith, John Cleese, Filmlänge: 104 Minuten, DVD/Blu-Ray Release: 23.10.2009