The Legend of Legacy
Wenn man die aktuellen Release-Listen studiert wird klar: 2016 wird das Jahr der triumphalen Rückkehr des JRPGs. Von Persona zu Fire Emblem gibt es kaum ein hochkarätiges Franchise, das nicht vertreten sein wird. Klar also, dass dabei der eine oder andere Release auf der Strecke bleiben wird. Ein klares Opfer: The Legend of Legacy auf dem 3DS. Auf den ersten Blick ein bemühter Versuch, das Publikum von Bravely Default einzufangen, offenbaren sich die Qualitäten des Spiels erst auf den zweiten Blick. Die Macher der klassischen SaGa-Reihe, ihrerseits ein weit entfernter Verwandter der Final Fantasy-Serie, zeichnen sich für die Entwicklung verantwortlich. Diese Spiele sind seit jeher von eher technischer Machart und haben eine ganz eigene Fangemeinde: Sie zeichnen sich vor allem durch komplexe Systeme aus – und das gilt auch für The Legend of Legacy. Je weniger Worte man über die Story verliert, desto mehr wird man ihr gerecht. Der Spieler wählt zu Beginn aus sieben Charakteren, die mit wenigen Sprechblasen bereits etabliert sind. Das Erforschen einer aus dem Meer gestiegenen Insel steht auf dem Programm, für erzählerische Qualitäten bleibt keine Zeit.
Tatsächlich muss man ja nüchtern eingestehen, dass Stories in JRPGs in den meisten Fällen ins Absurde ausarten. Definiert durch derivative Pseudo-Anime Bausteine, müde Klischees und furchtbare Dialoge, erweist sich so manches japanische Rollenspiel aus einem Amalgam an zumeist frustriertem Button-Gehämmere, um nur irgendwie zurück zum unterhaltsamen Gameplay zu kommen. Insofern ist bei The Legend of Legacy weniger mehr, denn das Spielsystem hat es in sich. Es besteht aus zahlreichen ungewöhnlichen Design-Ideen, die den Spieler über viele Stunden überraschen.
XP gibt es nicht, KO gibt es keine, tatsächlich hat man sich hier – statt die selben alten JRPG-Mechaniken zu imitieren – die Mühe gemacht, ein gut durchdachtes und komplexes System zu schaffen, das dem Spieler in meisterhafter Art und Weise näher gebracht wird. Der Schwierigkeitsgrad ist knüppelhart, aber niemals in frustrierender Weise, sodass man sich mit stetigen Neuerungen des Kampfsystems auseinandersetzen muss um voran zu kommen. Zwischen den hoch unterhaltsamen Gefechten verbringt man seine Zeit damit, die prachtvollen Dungeons zu durchstreifen und jede Ecke der Karte auszufüllen, um diese dann für dringend benötigte Ressourcen zu verscherbeln. Die Umgebungen sind dabei mit Hindernissen gespickt, wodurch man sich vorsichtig und zielgenau bewegen muss, um sich nicht unnötigen Risiken auszusetzen.
Gerade im späteren Verlauf des erstaunlich umfangreichen Titels gibt es für findige Entdecker schon die eine oder andere Augenweide freizuspielen und darüber hinaus begeistert der exzellente Soundtrack von Masashi Hamauzu, einem Final Fantasy-Veteranen der ersten Stunde. The Legend of Legacy ist ein überraschend solider Titel. Ohne unnötigen Balast entsteht ein unterhaltsames JRPG, das sich mit Leichtigkeit auf die Stärken des Genres besinnt und so eigentlich eine faire Chance in jeder 3DS-Sammlung verdient. Wer neugierig ist, der wirft einen Blick auf die umfangreiche eShop-Demo, welche in mehreren Stunden einen guten Einblick in The Legend of Legacy gibt.
Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12, Release: 05.02.2016, atlus.com/legendoflegacy