Tom Clancy’s Rainbow Six Siege
Eigentlich ist es verblüffend wie selten dieser Tage anständige Multiplayer-Shooter erscheinen. Da hat sich der anspruchsvolle virtuelle Serienkiller gerade mal von dem recht üblen Attentat in Form von Star Wars Battlefront erholt, muss er feststellen, dass es nicht viele Alternativen gibt. Ein guter Nährboden also für Tom Clancy’s Rainbow Six Siege, welcher ohnehin gerade jegliche Singleplayer-Wurzeln von sich geworfen hat und diesmal ein reiner kompetitiver Multiplayer-Titel im Stil von Counter-Strike sein möchte. Bomben entschärfen, Geiseln befreien, keine Respwans – das Grundkonzept wirkt altbewährt. Während aber die meisten Shooter heutzutage die Konsequenz von Spieleraktionen so gut wie möglich in den Hintergrund rutschen lassen, stellt Rainbow Six Siege den Einsatz von Teamplay gnadenlos zur Schau: Es handelt sich um einen klassischen Multiplayer-Titel, der entweder mit kommunikativer Zusammenarbeit konsumiert wird oder besser gar nicht.
Die taktischen Möglichkeiten, die der Counter-Strike Formel zugemischt wurden, öffnen nämlich zahlreiche vielschichtige Möglichkeiten: Alleine das Sprengen von und Klettern an Wänden hebt die Gefechte auf eine neue Stufe. Eine Explosion am Dach: Angriff oder Täuschungsmanöver? Schwerwiegende Entscheidungen müssen in Sekundenbruchteilen getroffen werden und so siegt am Ende beinahe immer das besser organisierte Team. Ubisoft hat dem Spielablauf gerade genug Spielraum für Improvisation gelassen, damit Gefechte – so wie es sich für einen soliden Multiplayer gehört – auf lange Zeit interessant und spannend bleiben. Weniger überzeugend ist leider das Framework rundherum.
So wollen zahlreiche Charaktere und Waffen erst freigeschalten werden, die dank sinnvoller Funktionen den Sieg für einen Einsatz bedeuten können. Doch obwohl es sich um einen Vollpreistitel handelt, müssen derartige Funktionen ähnlich wie in Free2Play-Titeln der Marke League of Legends mühselig mit Zeitinvestition freigespielt werden. Nachdem viele Features aber nur in sehr spezifischen Szenarios Sinn ergeben, benötigt dies weit mehr Geduld, als für den Genuss eines Vollpreistitels notwendig sein darf. Und so ist Tom Clancy’s Rainbow Six Siege ein zweischneidiges Schwert: Wer plant, zusammen mit einer Gruppe von Spielern eine Menge Zeit zu investieren, der findet hier den perfekten Taktik-Shooter. Angesichts des etwas frustrierenden Spielfortschritts und der hohen Notwendigkeit für gut organisierte Kooperation hat man als Casual-Spieler jedoch schlechte Karten.
Plattform: PC (Version getestet), PS4, Xbox One, Spieler: 1-10 (5 vs 5), Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 01.12.2015, rainbow6.ubi.com/siege