The Shaman (Kurzfilm)
Das ist doch mal was, ein österreichischer Sci-Fi Kurzfilm, der zwar mit wenig Budget gemacht wurde, aber keineswegs billig ausschaut und noch dazu auf der Viennale gelaufen ist. The Shaman ist ein beeindruckender, komprimierter Film, der Lust auf mehr macht.
Naturgemäß kann man in einen 17 minütigen Film nicht die längste und verworrenste Handlung packen, aber das ist auch gut so, würde eine zu umfangreiche Handlung doch zwangsläufig den Rahmen sprengen. Im Jahr 2204 befindet sich die Menschheit bereits seit 73 Jahren im Krieg. Zwei mächtige Fronten kollidieren und führen einen endlosen Kampf. Die Technik erlaubt es ihnen mit gigantischen Kampfrobotern in die Schlacht zu ziehen. Dies wiederum ruft die sogenannten Shamanen auf den Plan, deren Aufgabe darin besteht die Seelen der Maschinen zu bekehren und auf ihre jeweilige Seite zu ziehen. So folgt man dem Protagonisten, eben einem Shamanen (Danny Shayler) auf eine seiner Missionen in das Innere eines Kampfkoloss, dessen Seele sich im übrigen als Frau personifiziert (Susanne Wuest).
Beeindruckend an Marco Kalantaris Kurzfilm ist, wie es ihm gelingt eine glaubhafte Atmosphäre zu kreieren und man gleichzeitig nie das Gefühl bekommt einen billigen Sci-Fi Film zu sehen. Gerade bei Low Budget Kurzfilmen ist es ja nicht selten, dass die Ambitionen höher gesteckt sind, als es die Realisation erlaubt. Dank der gelungenen Kamera (Thomas W. Kiennast) und einem optisch fantastischen Kostüm- und Waffendesign (Ulé Barcelos bzw. Henri Jenewein) wird innerhalb von wenigen Sekunden ein passendes Ambiente erstellt, das Kalantari über den gesamten Verlauf aufrecht erhalten kann und wodurch eben nie der Eindruck entsteht es handle sich bei The Shaman um einen Low Budget Film (wie das übrigens funktioniert hat, sieht man im Blick hinter die Kulissen).
Aber, kein Film ist perfekt. Auch The Shaman hat so seine Ecken und Kanten. So sind zum Beispiel gerade der Anfangsdialog holprig geschrieben und auch dementsprechend gespielt, das Ausrufezeichen „Exposition“ ist dabei deutlich zu spüren, was im Umkehrschluss natürlich gerade bei einem Kurzfilm unvermeidlich ist, muss doch innerhalb weniger Sekunden dermaßen viel etabliert und daher auch mit Schablonen gearbeitet werden, dass es aus diesem Problem fast keinen Ausweg gibt. Auch die Schauspieler, obwohl sie die meiste Zeit über wirklich gute Arbeit leisten, überzeichnen ihre Figuren oder vielmehr die Emotionen stellenweise zu stark. Da das Gesamtwerk aber doch so überzeugend ist, drückt man da schon gern mal ein Auge zu, ist man doch aus vielen großen Blockbuster-Produktionen weitaus schlimmeres gewöhnt.
Überhaupt kann man sich bei The Shaman gut vorstellen, dass das Potenzial zu einem Abendfüllenden Spielfilm vorhanden ist. Die originelle Idee, die erfrischende Mischung aus Mystik, Science Fiction und Postapokalypse und die düstere Atmosphäre machen Lust auf mehr. Auch was die Figuren und ihre Geschichten betrifft, hat man das Gefühl, dass da noch mehr zum ausloten wäre. Es ist nicht nur zu wünschen, dass Marco Kalantari noch einige Filme macht, sondern auch die Möglichkeit bekommt aus dem Kurzfilm The Shaman einen Spielfilm zu machen. Das Zeug dazu hätte nicht nur der Stoff, sondern auch der Regisseur.
Regie und Drehbuch: Marco Kalantari, Darsteller: Danny Shayler, David Sayers, Susanne Wuest, Edmund Jäger, Filmlänge: 18 Minuten, gezeigt im Rahmen der Viennale V’15, www.marcokalantari.com/shaman/