Kingsman: The Secret Service
Der klassische Agentenfilm à la James Bond ist immer noch so beliebt wie eh und je, also warum nicht mal das Genre bisschen Hops nehmen. Kingsman: The Secret Service versucht es, mal sehen ob es gelingt.
Eine supergeheime Spionageorganisation hat einen Mann zu wenig und holt sich auf Anraten ihres Top-Agentens Harry Hart (Colin Firth) zusätzlich zu den üblichen Kandidaten den etwas ungehobelten aber talentierten Gary „Eggsy“ (Taron Egerton) von den Straßen Englands in ihr Trainingsprogramm. Die Notwendigkeit für frisches Blut ist groß, da eine neue Bedrohung für die Welt von dem technologischen Genie und Superbösewicht Valentine (Samuel L. Jackson) ausgeht.
Für einen Film der wohl scheinbar mit den Konventionen spielen will lässt er zu wichtige davon fallen. So unterscheidet er sich am stärksten von den Vorlagen der James Bond-Reihe durch fehlende Klasse und die merkwürdig unfokussierte Gewalt. Es werden zum Beispiel englische Kleinkriminelle aufs effektreichste vermöbelt, sowie eine Kirche mit zugegebenermaßen hasserfüllten christlichen Fanatikern zu Rockmusik abgeschlachtet – gegen die wirklichen „Bösen“ wird gerade mal in der ersten Szene und in den letzten 20 Minuten gekämpft. Dabei ist aber nur die denkbar kurze Außeinandersetzung zwischen Eggsy und dem weiblichen Oddjob-Verschnitt „Gazelle“ (Sofia Boutella) optisch interessant, der Rest ist nur Herumgelaufe und belanglose Kugelhagel, bei denen dutzende gesichtslose Handlanger umgebracht werden. Dies hat zwar bei Spionagefilmen Tradition, aber interessant, dass genau diese konventionell banale Behandlung der bösen Helferlinge einfach übernommen wird. Von den moralischen Implikationen abgesehen kann man die Actionsequenzen mögen, muss aber nicht, da sie mit Special Effects geradezu überladen wirken.
Colin Firth tritt glaubwürdig als Gentleman-Agent auf, auch wenn seine Taten dem ganzen wie gesagt etwas widersprechen. Taron Egerton spielt angemessen, aber seine Rolle ist das reine Klischee des Goldjungen in Ausbildung, der trotz Widrigkeiten ans Ziel kommt. Samuel L. Jackson sieht man immer gerne, aber auch sein Charakter ist nicht das Gelbe vom Ei. Der Erzbösewicht der den Konventionen nicht entspricht ist schon selbst längst ein Stereotyp – nur weil er lispelt, kein Blut sehen kann und zum Edeldinner Fast-Food serviert hat er noch lange keine Substanz. Kingsman: The Secret Service macht es sich hierbei etwas zu einfach und scheint sich für genial zu halten, weil er ein Klischee des Agentenfilms mit Anderen austauscht.
Irgendwo sollen noch Weisheiten über die Klassengesellschaft versteckt sein, aber diese Message ist ebenfalls völlig oberflächlich und abgedroschen. Die Reichen sind alle arrogant und übervorteilt bei der Ausbildung zum Spion, können jedoch am Ende nicht gegen Eggsy bestehen – die kleinen Leute sind halt immer die härteren Arbeiter. Nur lustig, dass Eggsy nur für die Ausbildung zum Spion vorgesehen wurde, da sein Vater sich in der Einleitung des Films für Colin Firth geopfert hat – sprich er ist ebenfalls durch Geburt privilegiert.
Insgesamt ist Kingsman: The Secret Service typisch banales Blockbuster Kino. Nur so tun und ja nicht wirklich aus der Reihe tanzen. Nichtsdestotrotz – wie in Hollywood üblich ist nicht alles schlecht. Wenn man das Hirn auf Sparflamme schaltet gibt es durchaus ein paar Lacher und die tollen Schlägereien wirken bestaunenswert – aber die Zeiten überdauern wird Kingsman: The Secret Service nicht.
Regie: Matthew Vaughn, Drehbuch: Matthew Vaughn, Jane Goldman
Darsteller: Colin Firth, Taron Egerton, Samuel L. Jackson, Mark Strong, Mark Hamill, Michael Caine
Filmlänge: 129 Minuten, Kinostart: 13.03.2015, www.kingsman-derfilm.de