Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes
Sie vergisst nicht. Sie vergibt nicht. Sie war nie weg. Mit diesen Worten lockt das britische Horrorfilmsequel Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes aus dem Hammer Studio in die Kinos und re-inszeniert die Rache einer übernatürlichen Gestalt aufs Neue.
London im Zweiten Weltkrieg. Eine Gruppe von Schülern flieht in Begleitung der Schuldirektorin Jean Hogg (Helen McCrory) und der Lehrerin Eve Parkings (Phoebe Fox) aufs Land. Auf dem Weg zum vermeintlich sicheren Ort Crythin Gifford treffen die Reisenden auf den jungen Piloten Harry Burnstow (Jeremy Irvine), der ebenfalls auf dem Weg zum verlassenen Dorf ist. Noch weiß die Gruppe nicht, dass der Schrecken, dem sie zu entfliehen versuchen, in ihrem neuen Zuhause erneut auf sie wartet. Es ist die Frau in Schwarz, die den Ort seit Jahrzehnten heimsucht.
Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes ist ein typischer Haunted-House-Horrorfilm, angereichert mit zahlreichen Klischees, solcher Art, die seinen Hauptcharakter nachts und völlig allein in den Keller wandern lässt – in seiner Handlung zwar vorhersehbar und dennoch irgendwie fesselnd. Ganz in der Tradition des ersten Teiles, der den gleichnamigen Gruselroman von Susan Hills erstmals auf die Leinwand brachte. Das Sequel ist eine gelungene Fortsetzung, die die Geistergeschichte vom 19. Jahrhundert in die Mitte des 20. Jahrhunderts katapultiert. Trotz des Zeitsprungs versucht Regisseur Tom Harper die Geschichte im Stil der Originalstory von Hills zu vermitteln und inszeniert einen Film, der anders als sein Vorgänger auf keine großen Namen zählen kann. Statt Daniel Radcliffe trägt die Newcomerin Phoebe Fox den Film und überzeugt als Schauspielerin. Auch das restliche Ensemble samt Kinderdarstellern kann sich sehen lassen.
Bei den verkörperten Charakteren schwächelt der Horrorstreifen jedoch gewaltig. So wird zwar versucht die flachen Charaktere zu vertiefen, indem man sie mit einer traurigen Background-Story ausstattet, doch bleiben die Rollen eindimensional. Selbst die Horrorgestalt bleibt ohne Tiefe, da der Grund ihrer Rache bereits erzählt wurde, sodass man nur noch auf die Art der Grausamkeiten, die sie sich einfallen lässt, gespannt sein kann. Ebenso geradlinig präsentieren sich die Dialoge. Für weitere Schockszenen sorgt, neben der Haupthandlung samt der klassischen romantischen Nebenhandlung eine weiterer Erzählstrang, eines blinden Mannes, dessen Existenz jedoch kaum erklärt und dessen verbleib auch nicht aufgelöst wird. Trotz der Mankos, sorgt der Film für sehr eindringliche Überraschungsmomente und glänzt auf visueller Ebene.
In dunklen und pastellfarbenen Tönen flimmert Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes. Die Drehorte und deren Inszenierung sind unbestreitbar großartig gewählt. Die Außenansicht des Hauptschauplatzes, das bereits aus dem ersten Teil bekannte Eel Marsh House, wurde in Northamptonshire abgedreht und sorgt für Gänsehaut. Ein weiterer Ort ist Nocton Hall, dass dem ersten Haus sehr ähnlich sieht, doch leer, baufällig und von Wildwuchs umgeben ist. Ein richtiges Geisterhaus also. Auch die Szenen die auf dem Nine Lives Damm aufgenommen wurden, lösen ein wenig Unbehagen aus. Zusammen ergeben die Aufnahmen eine Entität, die vermuten lässt, dass es sich um einen tatsächlich so existierenden, unwirklichen Ort handle, obwohl die Szenen lediglich gut zusammengefügt wurden.
Einige der im Vorgänger eingesetzten Ausstattungen erleben in der Fortsetzung ein Revival. Viele Requisiten gehören zwar zum Standartrepertoire eines Gruselschockers, doch sie verfehlen ihre Wirkung nicht. Veraltetes Spielzeug, von der Zeit mitgenommene Puppen, ausgestopfte Tiere und die klassische Friedhofsansicht sind gut in Szene gesetzt. Auch auditiv hat Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes genug zu bieten. Über lange Strecken versorgt der Film seine Zuseher mit einer stimmigen Geräuschkulisse. Knarrende Böden und Türen, Flüstern und Murmeln, klopfende und pulsierende Töne schaffen eine spannungsgeladene Atmosphäre und runden zusammen mit dem Filmscore die Horrorszenerie ab. Wer dem ersten Teil etwas abgewinnen konnte und die verwandten Kassenschlager Mama oder Conjuring – Die Heimsuchung mochte, wird auch bei Die Frau in Schwarz 2: Engel des Todes nicht sonderlich enttäuscht werden.
Regie: Tom Harper, Drehbuch: Jon Croker, Darsteller: Phoebe Fox, Jeremy Irvine, Helen McCrory, Oaklee Pendergast, Amelia Crouch, Filmlänge: 98 Minuten, Kinostart: 20. 02. 2015, www.frauinschwarz2-film.de