London Grammar © pressplay, Patrick Steiner (4)

Electronic Beats Festival 2014: London Grammar und Caribou sorgten für Stimmung

Moment mal – Schwarzlsee? Sonne? Wo seid ihr? Das Electronic Beats Festival  wirkte wie ein dezenter, aber feiner Ausläufer unseres liebsten Elektro-Hotspots im Sommer.

Ein Schritt zurück, wir befinden uns immerhin nicht am ersten Juliwochenende an unserem liebsten Grazer Heimatstrand, auch wenn man sich wehmütig-nostalgisch daran zurückerinnern musste, in welch glückliche Lage uns das Urban Art Forms heuer versetzt hat. Das Electronic Beats Festival, das gestern im Wiener Museumsquartier (Halle E) stattgefunden hat, wirkte wie ein dezenter, aber feiner Ausläufer unseres liebsten Elektro-Hotspots im Sommer.

Versprechungen gehalten? Auf alle Fälle. Die Tickets waren nicht umsonst innerhalb weniger Wochen restlos ausverkauft – da half auch kein Bitten und Betteln am Eingang mehr. Interessanterweise war es in der Halle dann aber während der Auftritte nicht ganz so rappelvoll und durchgeschwitzt, wie man es vielleicht hätte erwarten können – das Rundumprogramm war für viele offenbar Ablenkungsmanöver genug: Immerhin gabs an der Bar draußen Weißbier und T-Shirts zum Selbstbedrucken. Wenn das mal nicht großartig ist.

London Grammar © pressplay, Patrick Steiner (7)

Wir sind natürlich trotzdem wegen der Musik dagewesen und haben das in keiner Sekunde bereut: Der Timetable wurde erst relativ spät, einige Stunden vor dem ersten Auftritt, bekanntgegeben, die Staffelung nach hinten war aber eigentlich klar, den krönenden Abschluss durfte Caribou um ein Uhr antreten.

Nachdem Jessy Lanza die Setlist um halb zehn eröffnet hat und ihr auf knappem Fuße Omar Souleyman eine Stunde später gefolgt ist, wurden unsere Füße dann schon kribbelig in Hinblick auf das Highlight des Abends: London Grammar. Für eine Frauenstimme das Wort „Gänsehaut“ in Bezug auf ihre Stimme zu bedienen, ist ebenso abgeschmackt wie abgedroschen, leider war aber genau dies die gedankliche Verbindung, die sich eingestellt hat, hatte Sängerin Hannah Reid einmal das Mikrophon ergriffen.

Es ist schier unglaublich, in welche Hoch- und Tieflagen sie ihre Stimme zu katapultieren imstande ist, und das noch dazu im Sekundentakt. Nicht nur, dass sie gestern bewiesen hat, dass man auch ein Croptop mit um die Hüfte gebundenem Pulli wieder tragen kann, die gesamte Show war eine Glanzleistung. Die mit Sternenhimmelanklang ausgeleuchteten seitlichen Riesenmonitore haben dann aufgrund wechselnder visuals das ihrige zur einer phantastischen Atmosphäre beigetragen.

Die spätere Stunde und mittlerweile leeren Biergläser rüttelten aber dann doch am Tanzbein: Wo war denn Caribou? Ein bisschen verzögert kommt er in gewohnter nerdy-Manier schließlich ganz in weiß gekleidet – leider ohne Hornbrille – auf die Bühne. Auch seine Mitstreiter folgen dem dresscode und erinnern nicht umsonst an eine updated Hipster-Version von Erlend Oye. Der Tüftel-Meister Daniel Snaith spielt sein Set ohne offensichtlichen Aufwand, er schüttelt das, wofür andere sichtlich kämpfen müssten, locker aus dem Ärmel. Wirkt auf der Bühne wie jemand, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hat – und doch nicht so ganz hineinpasst in den Glimmer-Zirkus. Sein solide gespieltes Set steht nichtsdestotrotz etwas im Schatten des fabelhaften Auftrittes von London Grammar.

Caribou © pressplay, Patrick Steiner (6)

Fazit: Wir hatten einen tollen Abend – und der Rest des Publikums offensichtlich auch. Schade, dass das Electronic Beats Festival nur so selten in Wien Station macht – ein solch gebündeltes Line up an hochkarätigen Musikern der Szene als Schmankerl im Konzertherbst würden wir liebend gerne öfter besuchen.