Wish I Was Here
Zehn Jahre ist es her, seit Zach Braff (zu unserem Interview mit ihm), hierzulande vor allem bekannt durch seine Paraderolle des JD in Scrubs, seine erste Regiearbeit vorgelegt hat: Garden State. Nun ist er zurück und stellt mit Wish I Was Here seinen zweiten Film vor.
Auch hier spielt er wieder die Hauptrolle und schrieb gemeinsam mit seinem Bruder Adam das Drehbuch. Gelungen ist ihm dabei ein humorvolles Drama, mit einem wunderbaren Soundtrack und viel Liebe zu den Charakteren. Aidan Bloom (Zach Braff) hat sich als Kind mit seinem Bruder Noah (Josh Gad) immer vorgestellt als Helden die Welt zu retten. Mittlerweile muss er sich allerdings eingestehen ein nicht besonders heldenhaftes Leben zu führen. Als erfolgloser Schauspieler bewirbt er sich in L.A. für alle möglichen Rollen und ladet durch die Verfolgung seines Traums seiner Ehefrau Sarah (Kate Hudson) die gesamte Verantwortung für die Familie auf. Als ihn dann auch noch sein Vater (Mandy Patinkin) eröffnet, dass er in wenigen Monaten an Krebs sterben wird, sollte die teure neue Behandlungsmethode nicht anschlagen, droht ein Unglück dem nächsten zu folgen.
Durch das fehlende Geld des Vaters können sich die Blooms die Privatschule für die Kinder nicht mehr leisten, und auch Noah, ist keine besonders große Hilfe, verkriecht sich dieser doch lieber in seinen Trailer. Somit entschließt sich Aidan seine beiden Kinder Grace (Joey King) und Tucker (Pierce Gagnon) selbst zu Hause zu unterrichten. Das Ergebnis ist zunächst das vollkommene Chaos – doch da Aidan auf Grund eigener Wissenslücken immer weiter vom Lehrplan abweichen muss, erkennt er schließlich selbst, dass das Leben noch einiges für sie bereithält. Und somit beginnt eine lehrreiche Reise für die ganze Familie – über das Glück und den eigenen Platz in der Welt.
Da den Film niemand einfach so wie er war finanzieren wollte, entschloss sich das Team rund um Braff Wish I Was Here mit Hilfe der Crowdfunding-Plattform Kickstarter startklar zu bekommen. Und tatsächlich, das Interesse war enorm. Binnen 48 Stunden konnte die Hälfte des Budgets gestemmt werden, der Rest der Finanzierung war bereits gesichert. Braff war es wichtig einen Film für die Fans, mit den Fans zu realisieren, und das ist ihm definitiv gelungen.
Typisch für ihn sind vor allem die Traumsequenzen, in welchen er als Spaceman durch die Wälder läuft, um sich so seinen Dämonen zu stellen. Aber nicht nur der Charakter des Aidan Bloom, sondern auch die restliche Familie ist nachvollziehbar und mit viel Liebe fürs Detail gezeichnet. Das ist wohl auch dem guten Cast geschuldet: Kate Hudson ist in der Rolle der Sarah Bloom nicht nur ein wahrer Eyecatcher, sondern schafft es auch vollkommen natürlich die unterstützende Mutter zu spielen, die ihre eigenen Träume erstmal hintenanstellt. Ein Hauptaugenmerk liegt allerdings auf den beiden Kindern: Sowohl Joey King, als auch Pierce Gagnon erweisen sich als äußerst talentierter Schauspiel-Nachwuchs. Die Ungezwungenheit und gleichzeitige Emotionalität sind wohl die Schlüssel weshalb sich die beiden wohl sofort in die Herzen des Publikums spielen werden.
Doch nicht nur die Hauptdarsteller, auch zahlreiche Nebendarsteller, bekannt aus der Serie Scrubs, bringen einem beim Zuschauen zum Schmunzeln. Braff schafft es zwar den Schauspielern neue Charaktere zu geben, nichtsdestotrotz hat man sofort die jeweilige Rolle aus der beliebten Serie im Kopf. Neben den starken Darstellern, ist es aber auch die Story, beziehungsweise der Rhythmus des Erzählens, welche Wish I Was Here für Braff-Fans unverzichtbar macht. Die Balance zwischen Drama und Komödie wird während des gesamten Films gut gehalten – vor allem die witzigen, leichten Dialoge und teilweise bizarren Bilder schaffen es immer wieder nach einer sehr intensiven und schweren Szene dem Publikum die Möglichkeit zu geben durchzuatmen und erlösend zu lachen. Auch der Soundtrack verdient ein Lob – so wie schon bei Garden State setzt Braff auf leichte, etwas melancholisch anmutende Songs, welche sich perfekt in die Szenen einfügen und so nie aufgesetzt wirken.
Einziger Kritikpunkt ist die Vielzahl an Handlungssträngen: Braff scheint gemeinsam mit seinem Bruder Adam sehr viel zu erzählen zu haben, was sich in Wish I Was Here deutlich wiederspiegelt. So sind zwar die Charaktere bis ins Detail verständlich und nachvollziehbar, die eine oder andere Nebenhandlung hätte man sich allerdings auch sparen können. Fest steht, dass Fans von Scrubs und Garden State hellauf begeistert sein werden, da es Braff wieder gelungen ist einen sehr schönen stimmigen Film zu drehen, welcher auch die eine oder andere Träne die Wange hinunterlaufen lässt. Doch auch Braff-Neulinge könnten eine Freude haben. Obwohl die Story schon in vielfacher Ausführung erzählt wurde, ist Wish I Was Here doch sehr gelungen und einen Kinobesuch wert.
Regie: Zach Braff, Drehbuch: Adam J. Braff, Zach Braff, Darsteller: Zach Braff, Kate Hudson, Josh Gad, Joey King, Pierce Gagnon, Donald Faison, Jim Parsons, Filmlänge: 107 Minuten, Kinostart: 10.10.2014, www.wish-i-was-here.de