Nova Rock 2014 Amon Amarth © Patrick Steiner, pressplay (3)

Nova Rock 2014: Abwechslungsreiche und skurrile Auftritte am zweiten Tag

Was den ersten vom zweiten Festivaltag unterscheidet, ist eigentlich offensichtlich: Nun hat wirklich jeder begriffen, wo die Musik spielt und wo die Party steigt.

Waren die Bereiche vor den großen Bühnen am Vortag früh abends noch spärlich befüllt, herrschte gestern, Samstag, schon ein wesentlich größeres Getümmel. Alle haben sich demnach eingefunden in ihr neues, für drei Tage bezogenes Zuhause: die weiten Schlachtfelder der Pannonia Fields II.

Ging es auf der Blue Stage diesmal betont crazy (Ghost) zu, konnte man auf der Red Stage am Nachmittag eher entspannten Töne des Reggae- und Hiphop-Genres lauschen: Zuerst spielte Samy Deluxe auf, gleich darauf Mono und Nikitaman. Das erste Mal richtig laut an diesem Abend auf der Red Stage wurde es dann bei Awolnation: Augenscheinliche Ähnlichkeit mit Jared Leto präsentiert sich der blondierte Sänger Aaron Bruno in exzentrischer Mimik. Der frühen Stunde, der noch hoch stehenden Sonne und dem noch nicht ganz aufgewachten Publikum, das meist dann doch eher das Sitzen dem Stehen vorgezogen hat, geschuldet musste er sich ziemlich abmühen, um den Wavebreaker aus der Reserve zu locken. Einige Stücke waren dann doch bekannt: Da kam „People“, „Not your fault“ und zu guter letzt „Sali“ mit ungewohnt lautem, hart krachendem Ende.

Nova Rock 2014 © Patrick Steiner, pressplay

Zwischendurch durften dann die Schmuserocker von Sunrise Avenue die Red Stage bespielen, bevor es dann für viele Fans keine Frage war, wo die ewige Reise von Bühne zu Bühne hingeht: um neun Uhr spielten Iron Maiden auf der Blue Stage. Wie bereits erwähnt, waren diese früh abendlichen Auftritte schon weitaus besser besucht als am ersten Tag – ein erstes Mal bekam man den richtigen Eindruck davon, wie viele Leute überhaupt am Nova Rock anreisen. Nach einer eher grotesk – und teilweise schon lächerlichen, stimmverzogenen Performance von Amon Amarth hatten Iron Maiden mit einer soliden Bühnenshow und ihren Fans, die sie ausgiebig bejubelt haben, leichtes Spiel.

Während es also auf der Blue Stage mit härteren Klängen zur Sache ging, durfte man sich an der Red Stage eines ganz besonderen schwedischen Schmankerls erfreuen: Mando Diao haben im Zuge ihrer ausgedehnten Festival-Tournee diesen Sommer auch halt in Österreich gemacht. Das neue Album, das leider mehr Schwachstellen als Höhepunkte aufweist, sollte präsentiert werden – die alten Hits bunt daruntergemischt. Und siehe da: wider Erwarten liefern diese ausnahmslos schönen Schweden eine Show, die alles bietet, was man sich wünscht. Sie spielen ihre Instrumente abwechselnd mit Leidenschaft, sie singen im Duett (entzückenderweise teilen sich Björn Dixgard und Gustaf Noren dann immer mal wieder ein Mikro – das Schmachten kann beginnen!) und richten ihre Aufmerksamkeit, wie häufig betont wird („my Babies, my Ladies, my Glorias“) immer wieder direkt ans weibliche Publikum, das dann auch nicht mehr widerstehen konnte.


Beglückt also spaltete sich an dieser Stelle das Publikum: Entweder – schon durch Masken und eine eigene Liveguard-Fraktion samt roten Badehosen und Rettungsbrettern (Anspielung natürlich auf Baywatch) angekündigt – sollte man der Peinlichkeit nachgeben und sich David „The Hoff“ Hasselhoff ansehen oder doch lieber bei Seeed auf der Red Stage verweilen. Wir haben beides probiert: Peter Fox und seine Mannen haben eine fulminante Show geliefert, da klingt sogar eine deutsche Coverversion von Justin Timberlakes „Sexy back“ wunderbar – denn selten hat man eine so elegante Mischung aus Anzug, rhythmisch abgestimmt tanzenden Männern, Bläsern und Reggae, Pop, Hiphop gesehen. Auch seine Trommler hat Peter zu einer Version seines Hits „Alles neu“ auf de Bühne geholt, ehe die Band, wie immer, sich mit „Aufstehn“ in die frühen Morgenstunden verabschiedet.

Na gut, also dann doch noch The Hoff, wenn auch nur für kurze Minuten: Die reichen dann aber auch. Ein sichtlich gealteter David Hasselhoff, der sich mit einigen schönen Background-Sängerinnen umgibt und sein mittelstaatliches Gemisch aus Country – und seichten Rock-Songs wiedergibt. Immer wieder kommt dann natürlich „Ich liebe euch alle“ in gebrochenem Deutsch geschmettert – nun ja, die sichtliche Ironie dieser Szenerie muss nicht extra betont werden. Solang der Spaßfaktor passt, soll es uns recht sein.