Sabotage
Arnie lässt wieder die Muskeln spielen. Als knallharter Drogencop darf er in Sabotage erneut mit schwerem, vollautomatischem Gerät auffahren, zu alter Größe wächst die steirische Eiche dabei aber nicht mehr heran.
John „Breacher“ Wharton (Arnold Schwarzenegger) ist eine lebende Legende auf seinem Gebiet und führt sein Eliteteam der Drogenbekämpfungseinheit DEA in die gefährlichsten Einsätze gegen die großen Kartelle. Wieviel bei diesem Job auf dem Spiel steht hat er selbst schmerzhaft erfahren müssen, als seine Familie von einem grausamen Drogenboss entführt und zu Tode gefoltert wurde. Verständlich, dass er und seine Teammitglieder sich für ihren lebensgefährlichen Einsatz auch mal ein Stück vom Kuchen abschneiden möchten und bei der Beschlagnahmung einer großen Summe Drogengeldes einen Teil für sich selbst abzweigen. Der Einsatz geht aber schief, ein Teammitglied stirbt und das zur Seite geschaffte Geld verschwindet. Bei den Vorgesetzten in Ungnade gefallen und der Unterschlagung verdächtigt, geht der Ärger für Breacher und seine Leute aber erst richtig los, als das Kartell offenbar für den Diebstahl Rache nehmen will und nach und nach Teammitglieder grausam ermordet werden.
Mut zur Härte kann man David Ayer keinesfalls absprechen. Der Regisseur von Filmen wie Training Day und End of Watch hat sich auf Cop Stories spezialisiert, die die harsche Realität des Polizeialltags beim Kampf gegen das organisierte Verbrechen schonungslos abbilden und dabei Themen wie Loyalität, Idealismus und Dedikation ebenso wie Verrat und Korruption behandeln. Diese Motive spielen auch in Sabotage eine Rolle, treten aber gegenüber den zahlreichen expliziten Gewaltdarstellungen in den Hintergrund.
Hier wird nämlich geschossen und geflucht was das Zeug hält und die Darstellerriege, allen voran Schwarzenegger, darf, keine Miene verziehend, in bester Terminator-Manier reihenweise Schurken umnieten. Blöd, dass es ihnen bald selbst an die Krägen geht und das mitunter auf sehr drastische Art und Weise. Da werden Teammitglieder ausgeweidet an die Decke genagelt, von Zügen zerfetzt oder einfach ganz „Old School-mäßig“ abgestochen und die Kamera ist immer ganz nah dabei, wenn Blut fließt und Körpermasse spritzt. Das schrammt schon einige Male knapp an der Schmerzgrenze vorbei und das Ausmaß sowie die Explizität der gezeigten Gewaltakte dürfte selbst BefürworterInnen von Gewaltdarstellungen im Actionkino einige Male schlucken lassen. Lustiges Ballerkino mit coolen Sprüchen und explodierenden Autos ist hier in jedem Fall nicht angesagt, stattdessen hagelt es Kopfschüsse aus allen Distanzen.
Das Schlimme an der beinahe voyeuristischen Gewaltdarstellung in Sabotage ist aber nicht mal die Drastik des Gezeigten, sondern die totale emotionale Distanz, die die Charaktere im Film dazu einnehmen. Einkalkuliertes Berufsrisiko und Bewältigungsstrategie könnte man als Rechtfertigung für das absolut indifferente und manchmal schlicht unsinnige Verhalten der ProtagonistInnen vielleicht einwerfen, dass aber nicht einmal der als Vaterfigur eingeführte Breacher irgendeine Art von emotionaler Reaktion darauf zeigt, dass seine Schäfchen der Reihe nach niedergemetzelt werden, ist, selbst vor dem Hintergrund eines storytechnischen Spannungskonstrukts, das ihn als Täter in Frage kommen lassen möchte, nicht nachvollziehbar.
Es drängt sich dabei der Eindruck auf, dass Ayer mehr Freude daran hatte, die Figuren in seinem Film möglichst effektiv zu Tode kommen zu lassen als ihnen auch nur ansatzweise Tiefe zu verleihen oder eine Identifikationsmöglichkeit fürs Publikum zu erlauben. Die durchwegs unsympathischen Charaktere, die es beinahe unmöglich machen, für sie irgendeine Form von Sympathie geschweige denn Mitgefühl aufzubringen, bekräftigen diesen Eindruck. Das alles trägt zu einer Distanzierung von Figuren und Handlung bei, die einen relativ teilnahmslos die konfus konstruierte Story mitverfolgen lässt.
Zwar versucht Ayer in seiner Gewalt- und Racheoper moralische Graubereiche auszuloten und in seiner von Schwarzenegger verkörperten Hauptfigur Hoffnungslosigkeit und grimmige Entschlossenheit abzubilden, dabei überschätzt er aber Arnies schauspielerische Kapazitäten, der diese Zerrissenheit nicht transportieren kann und eher hölzern durch das ohnehin löchrige und plattitüdenhafte Drehbuch stolpert. Insgesamt bleibt Sabotage damit eine zwar ambitionierte aber letztlich schwerfällige und übermäßig brutale Gewaltstudie, die nicht mal eingefleischte Schwarzenegger Fans überzeugen dürfte und von der zarter Besaitete tunlichst die Finger lassen sollten.
Regie: David Ayer, Drehbuch: Skip Woods, David Ayer, Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Sam Worthington, Joe Manganiello, Mireille Enos, Olivia Williams, Josh Holloway, Terrence Howard Filmlänge: 109 Minuten, Kinostart: 10.04.2014, www.sabotage-derfilm.de