Gambit
Wie sieht das eigentlich aus, wenn die genialen Coen-Brüder Joel und Ethan einmal nur das Drehbuch beisteuern und jemand anderer das Ruder übernimmt? In Gambit kann man sich davon überzeugen, ob dann der typische Coen-Charme erhalten bleibt.
Wie stellt man sich Oceans Eleven bei den Briten vor? Genau: Als heilloses Disaster! Der frustrierte Kunsteinkäufer Harry Deane (Colin Firth) hält es mit seinem Boss Lionel Shahbandar (Alan Rickman) nicht mehr aus. Um ihm die jahrelange Arroganz und diversen Beleidigungen heimzuzahlen, beschließt er ihm einen gefälschten Monet anzudrehen. Sein Freund und Kollege Major Wingate (Tom Courtenay) ist ein begabter Kunstfälscher und gemeinsam hecken sie einen elaborierten Plan aus.
Die texanische Rodeoreiterin PJ Pusnowski (Cameron Diaz) soll behaupten, der als verschollen geglaubte Monet befände sich schon seit Jahren im Besitz ihrer Familie, ohne, dass es jemand bewusst gewesen sei. Während Lionel anfangs interessiert ist und auch mit PJ alles nach Plan läuft, legen sich Harry immer wieder Steine in den Weg. Dazu kommt, dass Lionel plant Harry durch seinen Konkurrenten Martin Zaidenweber (Stanley Tucci) zu ersetzen – der gleich als ersten Auftrag das fragliche Gemälde auf Echtheit überprüfen soll. Nur langsam fügen sich die vielen Puzzleteile des Plans zu einem erkennbaren Bild.
In der typisch britischen Art und Weise geht in diesem Film mehr schief, als das es gelingt. Das Drehbuch der Coen Brüder ist wie gewohnt witzig und bis zu einem gewissen Grad furchtbar peinlich. Während die britischen Schauspieler Firth und Rickman zwar wie gewohnt gut sind, bietet sich ihnen keine herausragende Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Es ist klar, das Diaz nur genommen wurde um dem Klischee zu entsprechen und Dialektarbeit ist leider nicht ihre Stärke.
Nach einer relativ lange Aufwärmphase wird Gambit erst in der zweiten Hälfte tatsächlich interessant. Der „Twist“ als solcher wird erst sehr spät verraten und nimmt dem Film etwas die Luft raus. Nichtsdestotrotz gibt es hier einige lustige Szenen – die aber mit anderen britischen Komödien der letzten Jahre nicht vergleichbar sind. Auch ist diese Neuverfilmung mit dem Titel Gambit nicht die beste Wahl – ohne vorherige Information werden wohl einige einen neuen Film aus der X-Men-Reihe erwarten. Alle Figuren sind zu sehr ihr eigenes Klischee um tatsächlich eine Identifikation mit ihnen zu ermöglichen und bleiben durchweg unsympathisch. Obwohl der Film nur knapp eineinhalb Stunden dauert, verliert man trotzdem schnell das Interesse. Es ist wohl eines jener Werke, das sowohl für die Coen-Brüder als auch die Schauspieler unter den Bereich „One for the Money“ fällt.
Hat man also die erste Hälfte überstanden, wird man mit einigen witzigen Schmankerln belohnt und auch Colin Firth und Alan Rickman sind unterhaltsam. Alles in allem lohnt sich Gambit aber nur für wahre Fans der beiden Briten und bietet sonst nur langwierige Handlungsentwicklung.
Regie: Michael Hoffmann, Drehbuch: Joel und Ethan Coen, Darsteller: Colin Firth, Alan Rickman, Cameron Diaz, Stanley Tucci, Laufzeit: 89 Minuten, Kinostart: 20.06.2013, www.gambit-derfilm.at