Video Kritik: Kairo
In Entwicklerkreisen munkelt man dieser Tage mit ungewohnter Regelmäßigkeit über die große Renaissance des Myst-Genres.
Dem Spieler wird eine Sehnsucht nach friedlichen Entdeckungen nachgesagt, ob es da wirklich einen Trend gibt wird sich erst noch zeigen, vorläufig versucht jedenfalls der frischgebackene Indie-Titel Kairo den Durst nach entspannender Umgebungs-Rätselei zu stillen.
In Kairo wird der Spieler völlig ohne Kontext in eine abstrakte Welt geworfen, in der er sich zurecht finden muss. Er bewegt sich von Raum zu Raum und versucht Rätsel ausfindig zu machen, deren Beseitigung ein Fortkommen ermöglicht. Dabei hat er nicht viel zu tun außer sich zu bewegen. Interaktion mit der Umgebung erfolgt automatisch – ein simplistischer Ansatz, der dem Spiel eine entspannende Müßigkeit verleiht. Die Rätsel selbst reichen von trivialer Standardkost bis zu vernichtenden Kopfnüssen, man darf im Notfall aber dankenswerter Weise auf ein Hinweissystem zurückgreifen. Um neugierige Entdeckernaturen zu belohnen gibt es optionale Geheimnisse in den verwinkelten Umgebungen zu finden.
Die Umschreibung „minimalistisch“ ist im Fall von Kairo eine klare Untertreibung, denn die überaus abstrakten Raum-Konstrukte sind äußerst schlicht. Obwohl diese simple Optik einer gewissen Ästhetik folgt, stellt sich doch sehr bald der Eindruck ein, dass hier an vielen Stellen lieblos vorgegangen wurde. Beinahe alles besteht aus grauen Blöcken, die sich aneinandergeklebt manchmal zu visuell interessanten Räumen zusammenfügen, viel zu oft aber belanglose und inhaltslose Hintergründe ergeben, die die Freude an Entdeckungen, durch die sich das Genre auszeichnet, konstant unterdrückt. Immerhin der atmosphärische Einsatz von Licht und Beleuchtung verleihen der Welt von Kairo wieder etwas Charakter.
Der Soundtrack liefert aber glücklicherweise ein breites Spektrum aus Emotionen und verhilft der eintönigen grafischen Gestaltung wieder aus der Mittelmäßigkeit heraus. So entsteht am Ende eine vielschichtige Aneinanderreihung an Eindrücken – es liegt am Spieler, selbst diese Eindrücke zu verarbeiten und daraus einen Zusammenhang zu erkennen.
Leider hinterlässt Kairo einen sehr durchmischten Eindruck -und das nicht nur, weil die Erlebnisse aus dem zeitlosen Meisterwerk Antichamber (zur Kritik) noch so frisch im Nacken sitzen. Von der uninspirierten grafischen Gestaltung bis zum beinahe einfallslosen Einsatz von Interaktion gibt es kaum Momente, in denen Kairo es schafft, sich einen Platz im Gedächtnis des Spielers zu sichern. Für Freunde atmosphärischer Rätselkost ist Kairo deshalb bestenfalls ein Appetitanreger.
Plattform: PC (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): KA,
Release: 21.10.2012 (PC), http://kairo.lockeddoorpuzzle.com