Video Kritik: Starseed Pilgrim
Im weiträumigen Dschungel der Indie-Szene kommt es in letzter Zeit oft vor, das vor allem kleinere Projekte im betäubenden Hype-Gebrüll der massentauglichen Releases untergehen.
Eine gute Möglichkeit, um trotzdem breitere Aufmerksamkeit zu erreichen, ist da ein Release auf der Spieleplattform Steam und so erreicht auch Starseed Pilgrim lange nach seinem ersten Erscheinen ein breiteres Publikum. Das Netz füllt sich in Windeseile mit leidenschaftlichen Liebesbekundungen, es steht fest: Starseed Pilgrim ist einer jener Titel über die man sehr gerne schreibt. Fragt sich aber, ob man ihn mit der selben Intensität auch gerne spielt.
Den Spielablauf zu beschreiben ist keine einfache Angelegenheit – zum einen da es vieles zu erklären gibt, zum anderen da man damit das Erlebnis sehr einfach verderben kann. In einfachen Begriffen ist Starseed Pilgrim ein minimalistischer Puzzle-Plattformer, der den Spieler von der ersten bis zur letzten Sekunde zum selbstständigen Erkunden einlädt. Ein wichtiger Aspekt ist das Fehlen jeglicher Anweisungen: Als Spieler liegt es in der eigenen Verantwortung, die vielschichtigen Spielregeln die den Ablauf zeichnen, zu entschlüsseln.
Die meiste Zeit verbringt man damit Saat auszulegen, aus der unterschiedliche Arten von Blöcken wachsen. Am ehesten ist die Atmosphäre dabei mit Minecraft (zur Kritik) zu vergleichen: Der Spieler verwendet die ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen, um sich in seiner unmittelbaren Umgebung zurechtzufinden und weiterzukommen. Etwa eine Stunde vergeht, ehe man beginnt zu verstehen, was man eigentlich macht und irgendwie findet der Titel ein exaktes Timing mit dem Darbieten von Information, so das man immer noch einmal nachsehen möchte, was eigentlich dahinter steckt.
Wenn das Geschehen dann Sinn zu machen beginnt ist es vor allem der Drang nach neuen Entdeckungen, der den Spieler motiviert. Anders als anfangs ersichtlich gibt es sehr wohl Fortschritt und mit diesem ein Gefühl etwas erreicht zu haben, was natürlich sehr befriedigend sein kann, wenn man bedenkt wie verwirrend sich der Anfang des Spiels gestaltet.
Starseed Pilgrim ist ein experimenteller Ausnahmetitel der den Beweis erbringt, dass alle Formen der digitalen Interaktion noch lange nicht erschlossen sind. Vor allem erinnert das Spiel daran, wie sehr künstliche Konventionen dazu verleiten, sich beim Spielen faul und träge in ein Meer aus angestaubten Erfahrungen fallen zu lassen. Jeder, der sich also eine jugendliche Begeisterung am Unerwarteten und Neuen bewahrt hat, wird mit Starseed Pilgrim seine Freude haben – auch wenn der Titel nicht mit rauen Kanten spart.
Plattform: PC (Steam, Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): KA,
Release: 18.04.2013, www.starseedpilgrim.com