Crysis 3
Das vielleicht aufregendste Versprechen rund um Crysis 3 machte Crytek-Gründer Cevat Yerli bereits vergangenes Jahr auf der Gamescom: Crysis 3 wird PCs zum Schmelzen bringen, hieß es da – wie gut, dass der Winter rechtzeitig zur Veröffentlichung zurückgekehrt ist…
Gleich vorweg: Unserem Test-PC geht es – den Umständen entsprechend – gut. Doch Crytek hat mit dem mittlerweile dritten Teil der Crysis-Serie (Kritik zu Teil zwei ist hier nachzulesen) tatsächlich einen Titel geschaffen, der jeden noch so gut ausgestatten Rechner ausreizt und Konsolenbesitzer vor Neid erblassen lässt. Natürlich sehen die PS3- und Xbox-Varianten nicht übel aus, aber die PC-Version ist ein richtiges Spektakel und würde, rein für die Optik, durchaus ein schon länger aufgeschobenes Hardware-Upgrade rechtfertigen.
Schauplatz ist der Liberty Dome, eine riesige Kuppel über ein zerstörtes und verwildertes New York. Sieben unterschiedliche Umgebungen findet man darunter wieder, was scheinbar rein zufällig der Anzahl der Kapitel in Crysis 3 entspricht. Diese sieben Kapitel zeichnen einen Protagonisten, der trotz Nanosuit – und damit mehr Maschine als Mensch – und enormen Waffenarsenals, mit einer gefühlsgeladenen Geschichte aufwarten kann. Diese ist übrigens nicht viel besser als die Stories in anderen Shootern, lässt sich aber zur Abwechslung überspringen.
In Shootern geht es nämlich auch im Jahr 2013 hauptsächlich darum, sich möglichst vieler Gegner zu entledigen. Und das funktioniert ziemlich gut in Crysis 3. Neuer „Star“ dabei ist der Predator Bow, der es ermöglicht, auch aus voller Tarnung heraus zu schießen – natürlich nicht unbegrenzt, aber der Bogen zählt mit Sicherheit zu den interessantesten Neuerungen in diesem Teil und überschattet die restliche Waffenauswahl, die trotzdem sehr gut gelungen ist. Dem Spielspaß zuträglich ist auch die Steuerung, die – egal ob Controller oder Tastatur und Maus – sehr flüssig von der Hand geht und das Wechseln und Upgraden von Waffen nicht zur Geduldsprobe werden lässt.
Getrübt wird der Spielspaß von der verbesserungswürdigen künstlichen Intelligenz der Gegner, die unabhängig von den insgesamt fünf Schwierigkeitsgraden (mit so klingenden Namen wie „Post-Human“) oft für Verwunderung sorgt. Auch die ziemlich offenen Levels sind zwar einerseits eine Augenweide, fühlen sich aber andererseits häufig viel zu leer an. Darüber können dann auch die detaillierten Texturen in der hintersten Ecke nicht hinwegtrösten – oder zumindest nur wenig.
Auch wenn der Fokus bei Crysis wie bisher auf der Kampagne liegt, dürfte auch der Multiplayer-Modus längerfristig Spaß bereiten. Besonders gut gefällt dabei der neue Hunter-Modus, bei dem anfangs zwei getarnte Hunter gegen ein komplettes Team an CELL-Troopern antritt. Jeder Trooper, der getroffen wird, wechselt auf die Seite der Hunter, bis schlussendlich ein einziger Trooper gegen eine Horde getarnter Gegner übrig bleibt. Auch sonst ist der Multiplayer-Modus gut, aber nichts, wofür sich die Anschaffung extra lohnen würde.
Crysis 3 ist nicht viel mehr als ein weiterer Shooter, der nichts bahnbrechend Neues vorweisen kann – wenn da nicht die visuelle Überlegenheit wäre, die ganz ohne Übertreibung als Referenz für sämtliche zukünftige Spiele und auch neue Konsolen dienen kann. Gerade für den PC als Spieleplattform ist Crysis 3 damit ein wichtiger Titel, da er die Überlegenheit der Hardware wie kein anderes aktuelles Spiel eindrucksvoll demonstriert – das lässt zumindest anfangs auch über die spielerischen Ärgernisse hinwegsehen.
Plattform: PC (Version getestet), PS3, Xbox 360, Altersfreigabe (PEGI): 18, Spieler: 1-16, Erscheinungsdatum: 21.02.2013, www.crysis.com/de/crysis-3