Cold Blood
Ein Geschwisterpaar muss sich seiner Vergangenheit stellen, um eine Zukunft zu haben…
Addison (Eric Bana) und Liza (Olivia Wilde) befinden sich auf der Flucht, nachdem sie ein Casino ausgeraubt haben. Nach einem Autounfall trennen sie sich, um sich später in Kanada wiederzufinden. Liza begegnet völlig durchgefroren dem Boxer und Exknacki Jay (Charlie Hunnam), der sich an Thanksgiving auf dem Weg zu seinen Eltern Chet (Kris Kristofferson) und June (Sissy Spacek) befindet. Als der Schneesturm schlimmer wird, verbringen die beiden die Nacht im Motel zusammen. Die Situation spitzt sich zu, als Addison nach einem Anruf von Liza zu Jays Eltern fährt und dort mit vorgehaltener Waffe auf sie wartet.
Die Handlung als solche zieht sich über viele Nebenschauplätze und zufällige Begegnungen, hat jedoch nicht genug Inhalt um einen ganzen Film abzugeben. Stefan Ruzowitzky wagt sich hier an ein Familiendrama der besonderen Art: ein verstörtes, erwachsenes Geschwisterpaar und die zerbrochene Beziehung von Vater und Sohn, die auf unvorhergesehen Weise zusammen geführt werden. Leider wird die Handlung als solche weder erläutert, noch findet sie einen befriedigenden Abschluss. Die Beziehungen der Figuren zueinander wirken gekünstelt und erzwungen – mit Ausnahme von Sissy Spacek und Kris Kristofferson, die Cold Blood zumindest etwas Glaubwürdigkeit verleihen. Die Inszenierung ist sehr brutal und abrupt, driftet aber leider durch die fehlende Erklärung zu sehr in den B-Movie Stil ab, ohne dabei die Qualität oder den Witz von Tarantino zu erreichen. Die Schauspieler liefern aber insgesamt eine gute Leistung und machen den Film so erträglich.
2008 konnte Ruzowitzky mit Die Fälscher den Oscar für den besten ausländischen Film mit nach Hause nehmen. Doch das sichert nicht unbedingt die Qualität und den Erfolg der folgenden Werke. Während Cold Blood eher einem Ensemble Stück gleicht, führt die zwanghafte Darstellung von komplizierten Familienbeziehungen, abgewechselt mit Action Szenen dazu, das Schnitttempo und Erzählgeschwindigkeit unpassend wirken. Zum größten Teil leidet der Film aber unter dem Drehbuch von Zach Dean – unlogische Dialoge, keinerlei Charakterentwicklung und mysteriöse Hintergründe werden leider auch durch gute Schauspieler nicht besser.
Es stellt sich also die Frage ob Ruzowitzky von Hollywood zurechtgebogen wurde, um in ein 08/15 Schema zu passen oder ob dieser Film zu der Kategorie „One for the Money“ gehört. Nun könnte man Cold Blood immerhin mit packender Action spannender machen, doch auch diese spärlichen Szenen wirken gekünstelt und übertrieben. Es lässt sich kaum mehr über den Film sagen. Wer alle Schauspieler als Ensemble sehen mag, soll sich den Film anschauen. Ansonsten sind das Geld und die Zeit für vieles Andere besser ausgegeben.
Regie: Stefan Ruzowitzky, Drehbuch: Zach Dean, Darsteller: Eric Bana, Olivia Wilde, Sissy Spacek, Kris Kristofferson, Filmlänge: 95 Minuten Kinostart: 22.11.2012