Argo
Filme über wahre Geschehnisse, vor allem jene, welche sich rund um das Thema Politik, Geiselnahmen und Revolutionen drehen, sind oftmals schwere Kost und schwierig zu inszenieren. Ben Affleck ist das aber mit seinem neuen Film „Argo“, in welchem er sowohl Regie, als auch Hauptrolle übernimmt, eindrucksvoll gelungen…
Die Story ist schnell erzählt und dennoch unglaublich, vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass das alles auf wahren Begebenheiten beruht. Im Jahr 1979 ist die iranische Revolution auf ihrem Höhepunkt, damals stürzte der islamische Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini den regierenden Shah Mohammad Reza Pahlavi. Vor allem die westliche Welt wird als der große Feind angesehen und als sich der abgesetzte Schah in den USA wegen Krebs behandeln lässt, kennt die antiamerikanische Stimmung im Land bald keine Grenzen mehr. Militante Studenten stürmen schließlich am 4. November die US-Botschaft in Teheran und nehmen 52 Amerikaner als Geiseln.
Mitten im Chaos gelingt es sechs Amerikanern zu flüchten – sie finden Schutz im Haus des kanadischen Botschafters. Allerdings wird ihr Verbleib nicht lange unentdeckt bleiben – deswegen entwirft nach einer ersten großen Ratlosigkeit innerhalb der CIA der Agent Tony Mendez (Affleck) einen unglaublichen Plan: er will sich und die Flüchtlinge als Filmcrew ausgeben, welche auf der Suche nach passenden Drehorten für „Argo“ sind. Nicht nur die CIA, sondern auch Hollywood und Kanada, müssen gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Mission erfolgreich abschließen zu können.
Regisseur Ben Affleck und Drehbuchautor Chris Terrio beziehen sich in „Argo“ auf den im Jahr 2007 erschienen Wired-Artikel „The Great Escape“ von Journalist Joshuah Bearman und auf die Autobiografie „The Master of Disguise: My Secret Life in the CIA“ des echten Mendez. Der gesamte Film bezieht sich in keinster Weise auf das aktuelle politische Weltgeschehen, sondern gibt, umhüllt mit einer geballten Ladung Spannung, die Geschehnisse des Jahres 1979/1980 wieder.
Nicht nur die Story und vor allem das Story Telling sind perfekt inszeniert, auch die Kameraarbeit von Rodrigo Prieto („Brokeback Mountain“) unterstreicht den Charakter des Films. Als Zuschauer fühlt man sich sofort in die späten 70er bzw. frühen 80er zurückversetzt, was natürlich vor allem am Setting und den Kostümen/der Maske liegt. Auch die kurze comichafte Zusammenfassung der politischen Lage im Iran zu Beginn von „Argo“ wirkt nicht aufgesetzt, sondern ist genau das richtige Mittel um einen kurzen Überblick zu geben. Sofort danach befindet man sich mitten in der Demonstration – auch hier wurde genau darauf geachtet, nahe an den damaligen Geschehnissen und Bildern zu bleiben.
Obwohl Ben Affleck die Hauptrolle spielt und auch Regie führt, hat er sich brillante Mitspieler ausgesucht, um seinem Werk auch die richtige Portion Humor und Zynismus zu geben. John Goodman und Alan Arkin geben das perfekte Hollywood-Duo – vor allem ihr Witz ist es, der einem immer wieder schmunzeln lässt. Überhaupt sind jene Szenen, welche sich im Umkreis von Hollywood abspielen meist sehr amüsant. Hier wird Hollywood-Business at it’s best gezeigt – mit einer gehörigen „Scheiß drauf-Attitüde“. Bryan Cranston in der Rolle als Chef von Mendez überzeugt ebenso in seiner Darstellung, wie die sechs Amerikaner, welche es zu retten gilt.
Obwohl „Argo“ hauptsächlich die amerikanische Seite der Mission zeigt und hier Mendez, zu Recht, als Held gefeiert wird, so driftet der Streifen doch nie in absoluten Kitsch ab. Hier bekommt man die Zeitgeschehnisse äußerst spannend und interessant dargeboten. Die andere Seite, also jene der iranischen Bevölkerung, wird bewusst so weit wie möglich ausgelassen, was allerdings innerhalb des Plots überhaupt nicht störend ist. Sowohl die Story, als auch die Kostüme, die Inszenierung und die Darsteller – „Argo“ präsentiert sich als hochspannender Thriller, der umso schockierender und unglaublicher wirkt, wenn man sich die Berufung auf die wahren Begebenheiten immer wieder in Erinnerung ruft.
Regie: Ben Affleck, Drehbuch: Chris Terrio, Darsteller: Ben Affleck, Alan Arkin, John Goodman, Bryan Cranston, Scott McNairy, Clea DuVall, Chris Denham, Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: 08.11.2012