The-Soundtrack-Of-Our-Lives-©-2012-Alexander-Blach

Waves Festival 2012: Wien steht Kopf

Eine Stadt – Ein Festival. Das Waves Vienna begeistert die österreichische Hauptstadt. 90 Bands in vier Tagen: Wien steht Kopf…

Die Auswahl ist groß: Egal ob Bands oder Konferenzen – sich zu entscheiden fällt in diesen Tagen etwas schwer. Das Waves Vienna bietet für Musikfans und Künstler gleichermaßen einiges an Unterhaltung. Noch bis 7. Oktober steht Wien entlang des Donaukanals und der Praterstraße im 2. Wiener Gemeindebezirk Kopf und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wer sich in diesen vier Tagen keinen Plan erstellt und sich organisiert hat, ist wohl ziemlich verloren. Das Angebot ist mehr als umfangreich und sich zu entscheiden fällt schwer.

Wer nicht von einer Location zur Nächsten hetzen und im Freizeitstress sein möchte, muss Entscheidungen treffen (und sich im Idealfall gleich die Anfahrtswege und -zeiten notieren). Das Press:Play Magazin hat daher eine Auswahl an Bands getroffen und die Konzerte von Einar Stray, Dillon, The Wedding Present, Gold Panda, Toy, Sakaris und The Soundtrack Of Our Lives besucht. Sympathisch demütig zeigten sich die 5 jungen Norweger rund um Einar Stray, angesichts der Ehrfurcht gebietenden Atmosphäre des Odeons, einer von zwölf Venues des Waves Vienna 2012. Trotz der geladenen intensiven Stimmung gelang es Einar Stray, spielend mit teils manischem teils melancholischem, aber immer herzlichem Folkpop, zum eingeschüchterten Publikum durchzudringen. 

Der Stimme des Abends, Dillon, spielten die düsteren hohen Hallen des Odeons sichtlich in die Hände. Umhüllt von Rauch und diffusem Licht erschuf sie ein verdichtetes Klima und Distanz, durchdrungen von der hellen kindlichen Stimme des jungen Talents. Die exzentrische Deutsche genoss die Inszenierung ihrer selbst offensichtlich und wurde halb tänzelnd, halb schwebend ihrem Status als Highlight des Abends gerecht. 27 Jahre nach der Gründung seiner Noise-Rock-Band The Wedding Present gilt David Gedge wohl immer noch als einer der unterschätztesten Rock-Frontmänner des letzten Vierteljahrhunderts. Dass die aus Leeds stammende Band rund um den Schrammel-Poeten tatsächlich auch nach mehr als einem viertel Jahrhundert weder an Biss noch an Originalität verloren hat, konnte man sich am 4. Oktober im Wiener Flex im Rahmen des Waves-Festivals überzeugen. 

Mit 60 straffen Minuten rund um Liebe, Protest und Verlassenwerden legitimierten The Wedding Present am ersten Tag des Festivals, dass sie den Headline-Slot wohl mit Fug und Recht verdient hatten. Während Gedge über die Bühne wehte und ein großartiges Noise-Riff nach dem anderen aus seiner Gitarre würgte, wirkte der Rest der Band fast stoisch und konzentriert. Besonderes Augenmerk hatte wohl die an 90er Jahre Riot Grrrl Bands, im speziellen wohl Kim Gordon, erinnernde Bassistin verdient. Größtenteils bediente sich die Band während des Konzerts an den Hits aus ihrem 1991 erschienen Album „Sea Monsters“. Auch wenn das Konzert wie erwartet leider nur wenig besucht war, weil eben fast keiner um den Genius, der der Band innewohnt, unterrichtet ist, funktionierten die Songs richtig gut. Das spärliche Publikum war sichtlich begeistert.

The Wedding Present spielten ganz ohne Kompromisse seit ihren Anfangstagen bei Live-Auftritten grundsätzlich keine Zugaben und sind trotzdem eine der erfolgreichsten Bands Großbritanniens. Das haben sie auch erneut in Wien bewiesen. Ein gar famoses Konzert! Die frisch zum Waves wiedereröffnete Pratersauna kleckerte nicht lange und öffnete die Tore für die großen elektronischen Highlights des Waves. So wurde anknüpfend an Rustie am Donnerstag für Freitagnacht kein geringerer als Gold Panda gebucht. Dass der Brite längst kein Geheimtipp mehr ist, stellte der Knöpfchendreher gekonnt unter Beweis und ließ dem schwitzenden Publikum im Bunker kaum Luft zum atmen. Einstand geglückt. 

Was macht denn der runde haarige Kerl im Kleid und mit Jesuskomplex und seinen fünf bärtigen Jüngern auf der Bühne? Er rockt! The Soundtrack of Our Lives spielten am -Freitag ihr angeblich letztes Konzert im Wiener Flex und das laut und inbrünstig. Auch die Enttäuschung, dass niemand im begeisterten Publikum das vergessene Tamburin kompensieren konnte, tat der Stimmung keinen Abbruch. Zu sehen gab und gibt es in Wien derzeit einiges und wenn sich da der eine oder andere Festivalbesucher überfordert fühlt, ist dies nur verständlich. Daher sollte man lieber bewusst wählen und die Stimmung genießen, denn das Waves Vienna überzeugt auch in diesem Jahr mit einem grandiosen Line-Up und interessanten Nebenveranstaltungen. 

Text: Rainer Voggenberger, Stefan Schallert und Nina Tatschl, Fotos: Alexander Blach

Alle Informationen: Waves Vienna

[tabgroup] <strong>Wann</strong>

4. bis 7. Oktober 2012

<strong>Wo</strong>

Badeschiff / Clubschiff

Café Dogenhof

Flex

Fluc / Fluc Wanne

Heineken Music Train

Hotel City Central / Hotel Stefanie

MS Schlögen

Odeon

Pratersauna

Red Bull Brandwagen

<strong>Tickets</strong>

Vorverkauf: Festival Pass: € 52 / Day Pass: € 26

Abendkassa: Festival Pass: € 56 / Day Pass: € 28

<strong>Specials</strong>

Pro Pass (Festival + Conference): € 125/ Music Conference (Conference only): € 80

Music Conference Day Pass (Conference only, Donnerstag oder Freitag): € 50

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