Die Kunst zu gewinnen – Moneyball
Ein junger Yale-Absolvent behauptet mit einer mathematischen Formel die Erfolgschancen eines Baseballspielers errechnen zu können. Ein Ansatz, der in der amerikanischen Baseballbranche nicht gerne gesehen wird, da er zahlreiche Talentsucher um ihre Jobs bringen könnte. Regisseur Bennett Miller schuf mit „Die Kunst zu gewinnen“ einen Baseballfilm abseids der üblichen Spielerromantik…
Billy Bean (Brad Pitt), der nach einer gescheiterten Profibaseballkarriere, Talentscout für die Oakland Athletics wurde, sieht sich nach einer verpatzten Saison mit einer desaströsen Lage konfrontiert. Die drei besten Spieler des Teams wurden abgeworden und die Athletics besitzen nicht genügend Geld um gleichwertige Spieler einzukaufen. Mit Hilfe des jungen Yale-Absolventen Peter Brand (Jonah Hill) entschließt sich Bean einen völlig neuen Weg zu gehen. Er bewertet Spieler nicht länger nach ihrem Marktwert, sondern mittels einer mathematischen Formel, die das Können der Spieler objektiv analysieren soll.
Die schier unglaubliche Anzahl an Baseballfilmen zeigt eindeutig, dass der Sport für die Amerikaner mindestens so wichtig ist, wie das Amen im Gebet. Eine Begeisterung, die nur wenige Europäer teilen können. Trotzdem ist „Die Kunst zu gewinnen“ auch für unsereins leicht zugänglich. Der Film verlangt keinerlei Vorkenntnisse der Spielregeln und das gut durchdachte Drehbuch erlaubt es auch Baseball-Laien, den dramatischen Entwicklungen zu folgen. Ohne Kitsch und mit wenig Sentimentalität entfaltet sich die Geschichte von Billy Bean und Peter Brand, die gemeinsam versuchen alteingesessene Traditionen einzubrechen und neue Ideen durchzusetzen.
Trotz vieler guter Ansätze wird der Film leider sehr schnell langweilig. Die Ereignisse sind vorhersehbar und auch die Entwicklung der Charaktere bietet wenig bis überhaupt keine Überraschungen. Unter die innovativen Ideen mischen sich zu viele Klischees. Der gescheiterte Held, den die Vergangenheit immer wieder einholt, der mollige Nerd, dessen Genialität erst zu spät erkannt wird und der Trainer, der sich von niemanden etwas sagen lässt, da seine Methode ohnehin die beste ist. Dadurch wirkt die Geschichte, obwohl der Streifen auf einer wahren Begebenheit beruht und trotz der soliden Performance der Schauspieler, oft aufgesetzt und gekünstelt.
Der Ansatz Baseballspieler nicht mehr durch die subjektive Entscheidung eines Talentscouts, sondern mit Hilfe einer Formel zu bewerten, mag für Amerikaner revolutionär erscheinen, dessen Bedeutung für den Sport kann in Europa jedoch nur schwer nachvollzogen werden. Für Baseball-Fans ist „Die Kunst zu gewinnen“ auf jeden Fall empfehlenswert, alle anderen werden sich, auch auf Grund von dessen Länge, wahrscheinlich schnell langweilen.
Die Kunst zu gewinnen – Moneyball (Moneyball): Regie: Bennett Miller, Drehbuch: Steven Zaillian, Aaron Sorkin, Darsteller: Brad Pitt, Philip Seymour Hoffman, Jonah Hill, Robin Wright, Chris Pratt, Laufzeit: 133 Minuten, DVD-Release: 21.06.2012