Tabu – Es ist die Seele eines Fremden auf Erden
Ein Film über die mögliche Biographie des österreichischen Expressionisten Georg Trakl kommt diese Tage in die Kinos. Ein poetischer Film über die inzestuöse Beziehung Georg Trakls zu seiner Schwester…
Es ist die Geschichte des kurzen Lebens von Georg Trakl, um dessen Beziehung zu seiner Schwester Grete sich viele Mythen ranken. Historisch wurde die inzestuöse Beziehung zu Grete nie belegt, doch in Georgs bedrückenden und um Schuld kreisenden Gedichten scheint er sich zu verraten. Georg geht nach Wien um Pharmazie zu studieren, seine geliebte Schwester folgt ihm, nachdem sie zur Meisterklasse Anton Bruckners zugelassen wurde. Beide verspüren große Anziehungskraft zueinander, der sie nicht widerstehen können und sie lieben sich heimlich in Hinterzimmern oder an versteckten Orten im Wien um die Jahrhundertwende. Georg dichtet wo auch immer er sich befindet. Durch sein Studium der Pahrmazie kommt er leicht an Drogen heran, mit denen er seinen Schmerz betäubt. Als er dem Druck nicht länger standhält, zwingt er Grete ihren Musikprofessor zu heiraten, was sie trotzdem nicht aufhalten kann.
Es ist beeindruckend wie die jungen Schauspieler Lars Eidinger und Peri Baumeister die Anziehung, die von den Geschwistern ausgeht, auf die Leinwand bringen. Lars Eidinger stellt Trakl als fiebrig suchenden, verzweifelten jungen Mann dar, der in seinen Gedichten die Schmerzen und den Druck verarbeitet. Peri Baumann spielt eine für die Jahrhunderwende überraschend starke Frau. Getrieben von der Sehnsucht nach Georg drängt sie nach Wien zu gehen und möchte vor dem Verbot des Inzests fliehen, sie träumt von einem gemeinsamen Leben in einem fremden Land. Zwischen den Liebesszenen, dem verliebten Geturtel und dem grauen Alltag werden die Verse Trakls von Eidinger wie ein Nachrichtensprecher aus dem Off gesprochen.
Die Umgebung der beiden ist Wien vor dem Ersten Weltkrieg. Das Leben spielt sich in Kaffeehäusern und schäbigen Wohnungen ab. Die engen und verwinkelden Straßen enden im Finstern. Die Schauplätze wirken ebenso bedrückend wie die Konfrontation der Beziehung zwischen Bruder und Schwester. Im Grunde erhebt der Film nicht den Anspruch eine Biographie Trakls zu sein, sondern stellt eine traurige Liebesgeschichte dar, die niemals gut ausgehen kann. Dass es sich dabei um Inzest handelt vergisst man als Zuschauer zwischendurch. Die Bilder werden von den Gedichten Trakls gelungen überlagert und das macht den Film dann doch interessanter als eine einfache, traurige Liebesgeschichte.
Regie: Christoph Stark, Drehbuch: Ursula Mauder, Darsteller: Lars Eidinger, Peri Baumeister, Rainer Bock, Rafael Stachowiak, Petra Morzé, Laufzeit: 100 Minuten, Kinostart: 15.6.2012