Die Tribute von Panem
Panem – Nordamerika in der Zukunft. Ein Land geteilt in zwölf Bezirke, die jährlich einen Tribut an die Hauptstadt zahlen müssen: Ein Junge und ein Mädchen zwischen zwölf und achtzehn Jahren, die die Ehre haben für Ihren Bezirk in den Hungerspielen anzutreten. Ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem es nur einen Gewinner gibt…
Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) ist eine widerspenstige 16jährige, die für ihre Familie jagen geht um sie vor dem Verhungern zu schützen. Doch bald steht das jährliche „Ernten“ der Teilnehmer bevor und auch Katniss´ jüngere Schwester Primrose muss zur Auswahl. Als das Los tatsächlich auf Primrose fällt, entschließt Katniss freiwillig ihren Platz einzunehmen. Gemeinsam mit dem jungen Peeta Mellark (Josh Hutcherson) wird sie in die Haupstadt gebracht – dort beginnt eine Mischung aus Schönheitswettbewerb und Überlebenstraining. Zur Seite stehen ihr der ehemalige Gewinner Haymitch Abernathy (Woody Harrelson) und der Stylist Cinna (Lenny Kravitz). Die Hungerspiele sind das TV-Event des Jahres und werden alljährlich von Caesar Flickerman (Stanley Tucci) moderiert.
Als der Kampf schließlich beginnt wird schnell klar, dass sowohl die Teilnehmer als auch das Spielfeld – ein Waldgebiet – manipuliert werden. Katniss will sich aus Allem raushalten und rutscht dadurch umso mehr ins Zentrum der Handlung. Nur Allianzen mit den anderen Kämpfern ermöglichen es ihr, länger zu überleben. Doch am Ende kann es – Highlander lässt grüßen – auch hier nur einen geben. Oder nicht?
Die Verfilmung des Bestsellers von Suzanne Collins bedient sich vieler Vorbilder und wandelt sie zum eigenen Nutzen um. Regisseur und Drehbuchautor Gary Ross erzählt tiefgründig in Bild und Wort, zeichnet dabei immer wieder amüsante Zusammenhänge zu unserer Gesellschaft, ohne dabei die Handlung als solche zu vernachlässigen. Man fühlt sich an Margaret Atwoods „A Handmaids Tale“ und gleichzeitig an „Die Truman Show“ erinnert. Der Wunsch zu Gefallen als Schlüssel zum Überleben – ist das, worauf unsere selbstinszenierte, medienfixierte Gesellschaft zusteuert? Der Kampf um Repräsentation wird (wie könnte es auch anders sein) verkörpert von glaubwürdigen rund natürlich ansehnliche Jungschauspielern bzw. Newcomern.
Die Auswahl der „Erwachsenen“ Schauspieler ist gut getroffen – sie setzen sich in recht absurder Art und Weise von den Teenagern ab und verdeutlichen wohin ein schwacher Charakter führen kann. Der Weg von Verzweiflung zu Protest und Revolution ist nachvollziehbar gezeichnet und lässt auf grandiose Fortsetzungen hoffen. Jennifer Lawrence steigt hier nach ihrer Oscar-Nominierung für „Winters Bone“ mit einer weiteren starken Rolle in den zum Mainstream ausgerichteten Hollywood-Blockbuster Produktionszyklus ein. Ein Film, in dem die jungen Hauptfiguren Vorbildfunktion haben und gesellschaftliche Entwicklungen anhand vom Medieneinflüssen gezeigt wird stellt geradezu ein Aufschwung für Verfilmungen aus der Jugendliteratur dar. Von dem Staraufgebot an sich kann man viele Zuschauer erwarten – Lenny Kravitz (!), Woody Harrelson und Stanley Tucci zeigen ihr Können, ohne den „jungen Wilden“ dabei im Weg zu stehen.
Die Gewaltszenen wirken authentisch und lassen keine Zweifel an der Ernsthaftigkeit der filmischen Situation aufkommen. Grundsätzlich erscheint zudem vieles trotz der zeitlichen Platzierung in der Zukunft bekannt und ermöglicht so den Vergleich mit unserer heutigen Mediengesellschaft. In dieser Hinsicht bietet “Die Tribute von Panem” zwei Möglichkeiten: man schaut ihn sich aus purer Unterhaltungslust an, freut sich über ein gelungenes, spannendes Werk und geht danach zufrieden seines Weges. Oder man beschäftigt sich den ganzen Film lang mit der Suche nach populär-kulturellen Referenzen und analysiert ihn im Vergleich mit anderen Produktionen seiner Machart. Als Fazit lässt sich aber feststellen, dass beide Möglichkeiten ihre jeweiligen Zuschauergruppen absolut zufrieden aus dem Kinosaal gehen lassen werden.
Regie & Drehbuch: Gary Ross, Darsteller: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth,Woody Harrelson, Stanley Tucci, Lenny Kravitz, Laufzeit: 120 Minuten, Kinostart: 22.03.2012