Binary Domain
Der Entwickler der „Yakuza“-Serie wagt sich in seinem neuesten Spiel an das Shooter-Genre heran, den Fokus setzt er auf Story und Squad. Doch kann der japanische Third-Person Shooter mit den westlichen Größen mithalten?
In einem futuristischen Tokio ist die „Amada Corporation“ verantwortlich für die Konstruktion von sogenannten „Hollow Children“, Roboter mit dem Aussehen und Verhalten von Menschen, die sogar selbst davon überzeugt sind, ein fixer Bestandteil der menschlichen Bevölkerung zu sein. Langsam aber stetig sollen sie die Gesellschaft infiltrieren und ultimativ alle Menschen ersetzen. Der Protagonist, Dan Marshall, und sein Team müssen die Produktion stoppen und den Verantwortlichen festnehmen. Die Story von „Binary Domain“ klingt nicht gerade überragend, doch nach einem langsamen Anfang bietet sie genügend Twists, um den Spieler zu fesseln, wodurch das japanische Spiel am Ende mit einer der besseren Storys in Shootern glänzt.
Wie man sich vielleicht denken kann, sind die Hauptgruppe an Gegnern Roboter, die einen frischen Wind in den Shooter-Alltag, der von Terroristen und Zombies dominiert wird, bringen. Hier hat der Entwickler überzeugte Arbeit geleistet: Eröffnet man das Feuer, fliegen Metallteile durch die Luft; schießt man den Robotern Gliedmaßen ab, kriechen sie in bester „Terminator“-Manier noch weiter; bei einem Kopfschuss richten sie ihr Feuer auf den nächstbesten Gegner – in dem Fall auf ihre Verbündeten. Welle für Welle werden die Roboter gegen den Spieler getrieben, was in den rund acht Stunden Spielzeit etwas repetitiv werden kann. Ein bisschen Abwechslung sollten hier die Bosskämpfe bieten, doch auch diese laufen immer nach demselben Schema ab: Schieß zuerst auf den Kopf, danach auf alles, was blau leuchtet.
Die Intelligenz der Mitstreiter in diesen Kämpfen lässt manchmal zu wünschen übrig. Wenn man Pech hat, entscheidet sich einer dazu, alleine gegen den acht Meter großen Roboter vorzugehen und stirbt in dem Prozess, was wiederum ein zweites Mitglied deines Teams dazu animiert, Rambo zu Hilfe zu eilen. Am Ende steht man dann mit drei am Boden liegenden, um Hilfe rufenden Squadmates da und muss sich überlegen, wie man sie wiederbeleben kann, während der Boss auf ihnen steht. Sollte man es nicht schaffen, ihnen rechtzeitig zu helfen, wird man mit einem „Mission failed“ belohnt und darf sein Glück noch einmal vom letzten Checkpoint aus probieren.
Das angekündigte „Consequence System“, welches Squadmates (je nach Trustlevel) unterschiedlich auf deine Befehle reagieren lassen sollte, fühlt sich nicht vollkommen ausgereift an. Man muss sich wirklich anstrengen, um auf die schlechte, ungedeckte Seite der Teammitglieder zu kommen. Hat es der Spieler dann (durch ständiges Friendly Fire) geschafft, entsteht kein merklicher Unterschied, denn Befehle, die man wahlweise auch durch ein Headset geben kann, werden auch bei hohem Vertrauen weitestgehend ignoriert, sodass nach einem „Fire!“ zögerlich drei Schüsse abgegeben werden bevor das Feuer wieder eingestellt wird und der Spieler alleine dasteht.
Doch nicht nur durch Friendly Fire kann man Einfluss auf den Trustlevel nehmen: Zwischen den Kämpfen stellen die Squadmates Fragen, welche der Spieler dann mit einer der vier Möglichkeiten beantworten kann, diese sind meistens jedoch nicht passend: So kann man auf Fragen nach der Vergangenheit des Protagonisten „Damn“, „Yeah“, „No“ oder „No Problem“ erwidern. Auch die Steuerung von „Binary Domain“ hat Raum für Verbesserung: Um Deckung zu wechseln (zum Beispiel um um die Ecke Deckung zu nehmen) muss man aufstehen, zum gewünschten Ort gehen und sich dann wieder gegen die Wand pressen, das ist für heutige Shooter extrem umständlich.
„Binary Domain“ ist ein Spiel mit viel Potential, die Ideen eines höheren Miteinbezugs deiner Squadmates und eines „Consequence Systems“ sind interessant. Wäre es dem Entwickler gelungen, diese besser umzusetzen, hätte „Binary Domain“ großartig werden können, so bleibt es ein solider Shooter mit überdurchschnittlicher Story, repetitiven Kämpfen und nahezu nutzlosen Teammitgliedern.
Plattform: Xbox 360 (Version getestet), PS3, Altersfreigabe (PEGI): 18, Spieler: 1, bis zu 10 online, Erscheinungsdatum: 24. 2. 2012