Gefährten
Ein Pferd und sein Besitzer werden Anfang des ersten Weltkriegs getrennt um sich nach vier Jahren und vielen Erlebnissen wiederzufinden. In diesem Film geht es größtenteils um das Pferd. So wie auch schon in „Seabiscuit“. Ach, es ist dasselbe Pferd? Na denn…
Der Farmersohn Albert (Jeremy Irvine) bekommt von seinem Vater ein Vollblutpferd anvertraut, das für die Farm gänzlich ungeeignet ist. Er nennt es Joey und bringt ihm trotzdem pflügen bei. Zu Beginn des Krieges muss der Vater das Pferd verkaufen, um seine Farm halten zu können. Nun wandert das Pferd durch die Hände eines britischen Offiziers, die deutsche Kavallerie und den Hof eines kleinen französischen Mädchens. Danach wird es wieder in den Krieg verschleppt, um schließlich zwischen den Fronten der Engländer und der Deutschen im Stacheldraht gefangen zu sein. Es wird befreit und als „Kriegsheld“ zum Lazarett der Engländer gebracht- wo der junge Albert erblindet von einem Gasanschlag auf Genesung wartet. Kurz bevor das Pferd erschossen werden soll, erkennt Albert es an seinem Ruf und wird verschont, da es das Eigentum des Jungen ist. Nach dem Krieg soll es versteigert werden, denn nur Offizierspferde dürfen von ihren Besitzern behalten werden. Durch eine unerwartete Wendung kann Albert sein Pferd dennoch mit nach Hause nehmen.
Steven Spielberg führt Regie und deshalb ist es durchaus leigitim das Happy End zu verraten. Viel anderes kann man kaum erwarten. Es ist ein angenehm zu schauender Film mit schönen Bildern und hübschen Pferden darin. Die Handlung allerdings über 146 min. zu verstreichen anstatt einen guten 90-minüter daraus zu machen ist ein bisschen langatmig. Man erfährt weder etwas Neues über den Krieg noch über Pferde. Das Drehbuch von Lee Hall und Richard Curtis beruht auf der Geschichte von Michael Morpurgo- die sich als Anti-Krieg-Märchen zusammen fassen lässt. Im Roman wird alles aus der Perspektive des Pferdes selbst erlebt, während es hier nur begleitet wird. Das sorgt beim Zuschauer wohl trotz des mitreißenden Themas für Distanz.
Die Schauspieler fühlen sich wohl in ihren Rollen und schaffen es, Spielbergs neues Werk auf dem Boden zu halten und nicht übermäßig dramatisch werden zu lassen. Besonderes Lob muss man hier wohl dem Pferd aussprechen, das tatsächlich – für ein Pferd – eine erstaunliche Leistung bringt. Die gezeigten Bilder sind wunderschön in der Idylle und verstörend in den Kriegsszenen, dennoch ist „Gefährten“ einfach zu lang um den Zuschauer zu fesseln. Zusammenfassend: ein Film, den Männer und Frauen gleichermaßen schauen können, wenn draußen das Wetter schlecht ist und man einfach zweieinhalb Stunden in einem warmen Kinosaal verbringen will.
Regie: Steven Spielberg, Drehbuch: Lee Hall, Richard Curtis, Darsteller: Jeremy Irvine, David Thewlis, Emily Watson, Benedict Cumberbatch, Filmlänge: 146 min, Filmstart: 16.02.2012