GOTYE-Making-Mirrors-(c)-2012-Samples’n’Seconds Records

Gotye – Making Mirrors

7
Pop

Wouter „Wally“ de Backer, Künstlername Gotye, erlangt auch hierzulande immer größere Bekanntheitsgrade. Da hat er schnell mal ein Halbnackt-Video abgedreht und schon ist er in aller Munde. Ganz so obszön, wie sich das anhört, ist es aber auch wieder nicht.Die erste Single des neuen Albums Making Mirrors, „Somebody that I used to know“ schmettert in aller Deutlichkeit tiefe Gefühle und wohlüberlegte Zeilen entgegen, dass der schmächtige Sänger da scheinbar nackt abgelichtet wurde, steht damit nicht im Widerspruch. Im Gegenteil, eigentlich unterstützt das Video die Ausdruckskraft des Liedes. Noch dazu hat er sich glücklicherweise die zierliche Stimme von Sängerin Kimbra ausgeborgt, die dem Ganzen noch das Sahnehäubchen aufsetzt.

Gotye ist eigentlich ein belgisch-australischer Songwriter und scheint mit dem nun erschienenen Album seinen Durchbruch zu feiern. Er hat schon zuvor, 2003 und 2006, zwei Alben veröffentlicht, die aber eher in den Insiderkreisen zu Geheimtipps avancierten. Man könnte nach der ersten Single annehmen, es handle sich um ein melancholisches, teilweise auch mit skurrilen Klangformen arbeitendes Album, das den Synthesizer gestreift und auch an der Dance & Trance-Kiste nicht vorbeigelaufen ist. Falsch gedacht.

Wie eine Überraschungsei baut sich dieses Album auf: Von einem fast rein akustischen Anfangsstück, das nur eine knappe Minute dauert wird man bei Easy way out von E-Gitarren und Drums begrüßt, die man so gar nicht erwartet hätte. Naja, immerhin geht’s um die Vorbereitungen auf eine Disco-Nacht. Aber weiter geht’s und wieder etwas Unerwartetes: Nach dem bekannten „Somebody that I used to know“, das zerbrechlich-schön hingeschmettert wird, folgt „Eyes wide open“ – wozu man nur sagen kann, dass der musikalische Glücksgriff absolut gelungen ist, mitreißend von der ersten Sekunde an. Um das noch zu krönen, könnte man meinen, Jamie Lidell habe sich ebenfalls diesem Album als Pate angeboten – das weiß man spätestens, wenn man „I feel better“, das mit einer pompösen Fanfare eingeleitet wird, anhört. Kommt einem „Little bit of feelgood“ sehr, sehr nahe, textbezogen sowie musikalisch.

Dieses Album bietet eine musikalische Wundertüte, an der wohl fast jeder zumindest teilweise Gefallen finden könnte. Auf und ab, leise und laut, Bläser und Streicher, Pop und Elektro, Drums und Bass, beschwingt und freundlich, melancholisch und trübsinnig. Hier ist wirklich alles dabei und deshalb eine der ersten Empfehlungen des neuen Jahres.

Gotye – Making Mirrors (Samples’n’Seconds Records)