Der große Crash – Margin Call
Wenn es kein zurück gibt, gibt es nur den Weg nach vorne. Eine Finanzkrise zum selber machen…
Peter Sullivan (Zachary Quinto) entdeckt in den Daten seines ehemaligen Chefs Eric Dale (Stanley Tucci) einen Rechenfehler, der dazu führt, das innerhalb weniger Stunden eine Finanzkrise bevorsteht. Um ihn versammeln sich sein Kollege (Penn Badgley), sein neuer Chef Will Emerson (Paul Bettany) und bald dessen Chef Sam Rogers (Kevin Spacey). Es ist eine Situation eingetreten, die den Status Quo der Firma, ihrer Mitarbeiter und der gesamten Wall Street bedroht. Die Modelle der Finanzberechnung stimmen nicht mehr, das heißgeliebte Geld droht seinen Wert zu verlieren. Die Leiterin des Risiko Bereichs Sarah Robertson (Demi Moore) sowie die rechte Hand des Vorsitzenden Jared Cohen (Simon Baker) werden hinzugerufen. In einem Nebel aus Schlafentzug, Alkohol und Zigarettenrauch wird vom Vorsitzenden John Tuld (Jeremy Irons) entschieden, dass alles so bald wie möglich abgestoßen werden muss. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.
„Der große Crash“ ist von Anfang an ein spannender Thriller aus dem Finanzbereich, dennoch ist es ungemein schwer den Figuren zu folgen. Die Handlung wird kaum erklärt, wo und was verkauft wird bleibt bis zum Ende ein Rätsel. Dem Regisseur gelingt es selbst nicht die undurchsichtigen Vorgänge einer Investment Bank verständlich darzustellen, und das obwohl im Film von den Vorständen eine Erklärung „in english, please“ gefordert wird. Sobald klar ist, dass die Katastrophe nicht mehr abgewendet werden kann, bröckeln die Fassaden der Coolness. Der Film versammelt eine Auswahl guter Schauspieler, doch bleibt die Glaubwürdigkeit vielleicht gerade wegen der Coolness auf der Strecke. Sogar Jeremy Irons wirkt seltsam eindimensional in seiner Rolle, dasselbe gilt leider für Moore und Baker. Spacey, Tucci und Quinto stechen in ihrer Darstellung jedoch deutlich heraus- sie verstehen es, gemischte Gefühle auf die Leinwand zu bringen.
J.C.Chandor´s erstes großes Werk – als Autor sowie als Regisseur – bietet einen interessanten Ansatz: Wie entsteht eine Finanzkrise, wie rechtfertigt man das Platzen dieser Bombe, mit dem Bewusstsein anderen damit Schaden zuzufügen? „Der große Crash“ regt zum Nachdenken an und lässt den Zuseher vergleichen, wie er wohl reagieren würde. Die Gnadenlosigkeit der Finanzwirtschaft – nicht nur anderen, auch den eigenen Mitarbeitern gegenüber – wird bezeichnend deutlich gemacht: Sie schaufeln ihr eigenes Grab und bekommen Geld dafür. Es ist in seinem Verlauf eine Studie zu einem moralischen Dilemma, die Charaktere geben die Argumentation wieder. Die Frage nach Wert und Wichtigkeit der Arbeit und der Person werden gestellt – auch die Bedeutung von Zeit im Kontext der Wirtschafts- und Menschheitsgeschichte wird diskutiert.
Alles in allem ein packender Film, der es mit minimalem Aufwand schafft, den Zuseher paralysiert und dennoch angeregt aus dem Kinosaal gehen zu lassen. J.C. Chandor macht einen guten ersten Schritt auf dem Weg zum neuen Hollywood-Thriller Regisseur und man darf gespannt sein, was als nächstes aus seiner Feder fließt.
Regie: J.C. Chandor, Drehbuchautor: J.C. Chandor, Darsteller: Kevin Spacey, Zachary Quinto, Jeremy Irons, Demi Moore, Paul Bettany, Penn Badgley, Simon Baker, Filmlänge: 107 Minuten, Kinostart: 8.12.2011