Killer Elite
Actionfilme haben es nicht leicht. Die Handlungsmöglichkeiten sind beschränkt, die Figuren meist eindimensional. Alles Nebensache, so lange die Action passt. Doch wenn sogar die Flöten geht, dann ist die Kacke am Dampfen.
In solchen Fällen wendet man sich einfach an Jason Statham. Eine Devise, die sowohl für die Produktion an sich, als auch für die Handlung gilt. Denn wenn niemand mehr einen Ausweg findet, so kann man sicher sein, dass Jason Statham es trotzdem zu Wege bringt und alle fertigmacht. Schlimmstenfalls mit ein paar Kratzern und Schürfwunden versehen. Seine Wirkung hat jedoch längst nachgelassen. Denn wodurch unterscheidet sich “Killer Elite” eigentlich von jedem x-beliebigen anderen Jason Statham Vehikel? Dass er im Grunde immer nur sich selbst spielt, kann man ja verkraften, tun das doch auch die meisten anderen Actionstars. Auch die schier übermenschlichen Fähigkeiten seine Kontrahenten mühelos durch die Mangel zu drehen ist weitläufig bekannt. Und die Handlungen seiner Filme sind bereits so vorhersehbar, dass eine Inhaltsangabe hinfällig ist.
Was bleibt übrig? Die Action. Reduziert auf das, was dieses Genre kennzeichnet, bietet “Killer Elite” jedoch ein frapierendes Negativbild über den Untergang des Actionkinos. Hier funktioniert einfach nichts so richtig. Selbst klassische Faustkämpfe oder Schusswechsel, aufwändige Verfolgungsjagden oder Explosionen schaffen es hier keine Spannung aufkommen zu lassen. Im Gegenteil, in diesem Fall stellen sie sogar den langweiligsten Aspekt des gesamten Films dar. Nicht nur, dass sie unoriginell und abgedroschen sind (ein Umstand der sich auch auf die Dialoge spielerisch erweitern lässt), verfügen sie darüber hinaus nicht über die Macht den Zuschauer in einer Art und Weise zu fesseln, die alle anderen Schwächen vergessen lässt.
Die Ursache dafür liegt vor allem in der Tatsache verborgen, dass man in keiner Sekunde das Gefühl hat, dass die Hauptfigur Danny (Jason Statham) jemals an seiner Mission scheitern oder gar dabei sterben könnte. Zu stark und dominant ist sein Charakter und überschattet damit alles um ihn herum. Was in weiterer Folge dazu führt, dass seine Gegenspieler niemals eine ernsthafte Bedrohung für ihn darstellen und nur eine Randnotiz wert sind. Zumindest wirkt es so auf den Zuschauer. In Wahrheit handelt es sich bei seinem direkten Kontrahenten um niemand geringeren als Clive Owen, der hier wieder einmal unter Beweis stellt, dass er selbst aus einer schwachen Nebenfigur etwas heraus holen kann und sie zu dem einzig interessanten Charakter im gesamten Film gestaltet. Daneben sieht selbst ein De Niro (der im zunehmenden Alter immer gelangweilter spielt) alt aus.
Irgendwann steht man auf Spikes (Clive Owen) Seite und hofft, dass es ihm endlich gelingen mag Jason Statham den Arschtritt zu verpassen, auf den man schon seit langem wartet. Im Grunde ist es aber das Versäumnis von Regie und Drehbuch. Es gelingt ihnen nicht, die Hauptfigur in wirkliche Gefahr zu bringen, wodurch der Zuschauer niemals gezwungen ist, mit ihm mit zu fiebern oder um ihn zu bangen, denn man weiß stets, Jason Statham wird’s schon richten. Die Macher dieses Actionstreifens (wie so viele andere zuvor) versäumen es eine der wichtigsten, wenn nicht sogar DIE wichtigste Regel eines Actionfilms zu beachten. Die Feinde müssen zu Beginn immer stärker, mächtiger und bedrohlicher sein, als der Gute. Erst im Verlauf der Geschichte (und ja, gute Actionfilme können sogar das vorweißen) schafft es der (Anti)Held alle Widrigkeiten zu überwinden, weil er über sich hinaus wächst.
Leider scheitert “Killer Elite” hieran erbärmlich. Denn der Star des Films kann einfach nicht mehr über sich hinaus wachsen. Stathams Figuren (und hier ist es egal aus welchem Film) sind schon zu Beginn auf dem höchsten nur denkbaren Level und somit gibt es für sie keine Steigerung mehr. Und in weiterer Folge nichts zu überwinden. Dass der Held zu Beginn der Schwächere sein muss, scheitert in diesem Fall schon an der Besetzung. Eine harte Drecksau wie Statham kann einfach unmöglich als Unterlegener dargestellt werden, das würde seine Männlichkeit beleidigen, seiner Coolness einen unwiderruflichen Knacks verpassen, und als Resultat davon das Ende aller Tage bedeuten.
Im Fall von “Killer Elite” nicht weiter tragisch (und vielleicht sogar wünschenswert). Da der Film ohnehin nichts Nennenswertes zu bieten hat, außer Clive Owen, der innerhalb des eng limitierten Rahmens seiner Figur, es nach wie vor zustande bringt zumindest einen Funken Interesse im Publikum aufrechtzuerhalten. Alles in allem ist “Killer Elite” leider eine herbe Enttäuschung und ein absolut verzichtbares und fragwürdiges “Vergnügen”. Über das Fehlen von einer schlüssigen Handlung, glaubhaften Figuren oder gelungenen Dialogen wundert man sich bei einem Jason Statham Vehikel ohnehin nicht mehr. Was in erster Linie schmerzt, ist der Umstand, dass die Actionszenen misslungen sind und besten Falls ein gelangweiltes Gähnen hervorrufen, was sich vor allem dadurch bemerkbar macht, dass man das Gefühl bekommt, der Film findet zu keinem Ende.
Regie: Gary McKendry, Drehbuch: Matt Sherring, Darsteller: Jason Statham, Clive Owen, Robert De Niro, Dominic Purcell, Laufzeit: 116 Minuten, Filmstart: 27.10.2011