Super 8
Nein, hier geht es nicht um eine achtköpfige Superheldentruppe, welche die Menschheit vor fliegenden Kürbismonstern rettet! J.J. Abrams, Vater der amerikanischen Kultserie Lost präsentiert hier vielmehr eine Hommage an frühe 80er Teenie- Abenteuerfilme, gemixt mit einem riesigen Monster- Außerirdischen und der ersten großen Liebe. Solche Konzepte haben ja zumindest vor 30 Jahren funktioniert. Gilt dies für das 21. Jahrhundert womöglich auch?
J.J. Abrams polarisiert spätestens seit dem Staffelfinale der Erfolgsserie Lost und er wird zurecht manchmal als „der Mann, der seine eigenen irren Geschichten nicht mehr auflösen kann“ betitelt. Relativ selten beehrt er uns mit Regieführungen bei Kinofilmen- sein Metier ist und bleibt die Sci- Fi- Actionserie. Was anfangs im Internet als 15 Sekunden Teaser mit dem Titel „Prequel zu Cloverfield“ auftauchte, kommt also nun bald als Teenager- Abenteuerfilm im Stil der 80er mit Jugendlichen in der Hauptrolle in unsere Kinos. Die große Frage ist jedoch: Ist Super 8 auch wirklich super?
1979 wird für eine Gruppe von Teenagern ein ganz besonderes Jahr. Der 13- jährige Joe (Joel Courtney) dreht zusammen mit seinen Kumpels unter der Regie seines besten Freundes Charles (Riley Griffiths) einen Zombiefilm mit einer Super 8 Kamera. (An dieser Stelle ist zumindest die Frage, warum der Film unter seinem Titel erscheint, geklärt) Mitten in der romantischsten Szene an einer verlassenen Bahnstation entgleist der vorbeirasende Zug und neben einem verheerenden Sachschaden, flieht auch noch ein unheimliches Ungetüm aus einem der Waggons und versetzt die Kleinstadt in Angst und Schrecken. Für Joel und seine Clique beginnt ein spannender Sommer, in dem es schon mal ums nackte Überleben oder die erste große Liebe geht…
Denkt man an die 80er Jahre, fallen einem natürlich Filmklassiker wie Die Goonies oder Zurück in die Zukunft ein. Man denkt sofort an unterhaltsame Teenagerabenteuer, unterlegt mit stimmiger Musik von ELO, Starship oder Huey Lewis and the News. Man erinnert sich an Star- Karrieren, die dank solcher Filme begannen und heute noch anhalten. Ja, die 80er waren nicht nur die Jahre der schlechten Modetrends, sondern hatten wahrlich auch ihre guten Seiten. Insofern kann man J.J. Abrams‘ Intention gerade so einen Film zu drehen irgendwie nachvollziehen. Wie er das Ganze jedoch in Szene setzt, ist oft nicht ganz nachvollziehbar.
In den ersten 45 Minuten fängt alles noch so wunderbar gut an: tolle Musik, liebenswerte Einführung in das turbulente Leben der verschiedenen jugendlichen Charaktere und die obligatorische aufkeimende Teenagerromanze- 80er Jahre durch und durch. Danach geht es jedoch sukzessive bergab: Abrams konzentriert sich ausschließlich auf seine vollkommen überzogenen Actionsequenzen, die derart dominant hervorstechen, dass jeglicher menschliche Charakter unverdient in den Hintergrund gerät. Selbstverständlich macht er sich auch nicht die Mühe das gesamte ‚Alien auf Erde‘ Konzept zu erklären. Warum denn auch? Lieber noch 2, 3 Häuser in die Luft jagen, anstatt näher auf die inhaltlischen Zusammenhänge eingehen- kennt man doch schon aus seinen anderen Produktionen, von den 80ern bleibt nur mehr wenig übrig.
Speziell im letzten Drittel erkennt man dann auch noch deutlich Spielbergs‘ Handschrift, der die gesamte Story in ein für ihn typisch kitschig- märchenhaftes Happy End lenkt, dass man als Zuseher fast schon peinlich berührt wird. Schade – man hätte so viel machen können, man hätte das Beste aus den 80ern (nocheinmal) herausholen können, man hätte den Beginn neuer spannender Teenager- Geschichten setzen können. Dank Abrams Action- Effektwahn und Spielbergs Obsession für kitschige 0815 Happy Ends, ist Super 8 am Ende jedoch (leider!) alles andere als super. Und der Sommerblockbuster des Jahres sowieso nicht! Sicherlich etwas für eingefleischte Fans, für alle anderen lediglich mittelmäßiges Popcornkino.
Regie & Drehbuch: J. J. Abrams, Darsteller: Elle Fanning, Kyle Chandler, Amanda Michalka, Ron Eldard, Noah Emmerich, Katie Lowes, Laufzeit: 112 Minuten, Filmstart: 05.08. 2011