Arctic Monkeys – Suck It and See
Fünf Jahre sind vergangen seit die erste Platte der Arctic Monkeys 2006 vom Stapel ging. Wie die vier Briten es geschafft haben, neben scheinbar permanentem Touren, in der Zeit vier Alben zu veröffentlichen ist schleierhaft. Nichtsdestotrotz steht seit Anfang Juni ihr neuestes Werk „Suck It and See“ in den Läden. Offensichtlich hatten die Briten eher weniger das Bedürfnis in das kalte, regnerische England zurückzukehren. Vielmehr scheinen Sie nach ihrem Ausflug in die amerikanische Wüste, begleitet von Stoner-Rock-Ikone und seines Zeichens Königin der Steinzeit Josh Homme, der ihr drittes Album Humbug produziert hatte, gefallen an der warmen Sonne der USA gefunden zu haben. Zwar nicht mehr unter der Führung Josh Hommes, sondern mit James Ford, der schon ihre ersten beiden Alben produziert hatte, nahmen die Arctic Monkeys in Los Angeles ihr viertes Studioalbum auf.
Die geografische Verortung des Albums spiegelt sich auf der gesamten Platte wieder. Hatten die vier Jungs schon auf Humbug einen Gang zurückgeschaltet, scheinen sie ihre Sturm und Drang-Phase noch weiter hinter sich gelassen zu haben. Mit schrillen Gitarren, die direkt aus den 60ern stammen könnten, Midtempo-Rock und eingängiger Gute-Laune-Musik, distanzieren sie sich noch stärker von den beiden ersten Werken, die sich durch den drängenden, hibbeligen, kurz-vor-dem-Ausbruch stehenden Indie-Rock ausgezeichnet hatten. Der kalifornische Einfluss ist deutlich spürbar und stellt den roten Faden des Albums dar. „It has a summery pop feel. It’s got the feel-good sound of stealing some winter sun, some out of season Vitamin D.”, wie die Jungs selbst über das Album sagen.
Die Prophezeiung, dass die Arctic Monkeys endgültig den Queens of the Stone Age in die Wüste des Stoner-Rock folgen würden, kann man getrost in den Wind schlagen. Der ersten Single Auskopplung Don’t Sit Down Cause I’ve Moved Your Chair und dem heimlichen Highlight der Platte All My Own Stunts merkt man zwar deutlich den Stoner-Rock Lehrgang der vier Briten – und dies keinesfalls negativ – an. Die beiden stellen allerdings Abstecher in andere Fahrwasser dar und sind im Vergleich zu den Singles der vorangegangen Alben, wie z.B. Crying Lightning oder When the sun goes down jedoch wenig reißerisch und etwas schwach auf der Brust.
Das Gros des Albums verbreitet beruhigtes „California Feeling“ geprägt von Leichtigkeit und Eingängikeit. Fern scheinen die Zeiten, in denen die vier Briten mit ihrem unzähmbaren, abwechslungsreichen, ausgeflippten und lauten Sound die Musikwelt erschüttert und dafür durchwegs positives Resumée erhalten haben. Das es sich immer noch um die selben Arctic Monkeys handelt denen man nach Brian Storm alles zugetraut hätte, manifestiert sich einerseits durch Alex Turners unverkennbar britische Stimme und an Song Nummer 6: Library Pictures. Drängender schneller Indie-Rock, der in dieser Form auch seinen Platz auf ihrem großartigen zweiten Album Favourite Worst Nightmare haben könnte, lässt darauf hoffen, dass die alten Zeiten noch nicht ganz vergessen sind und man sich nicht darin zufrieden gibt, in der Sonne der Westküste ein behagliches Leben zu führen.
Auch textlich scheint Alex Turner ganz in den USA angekommen zu sein. Bunte Sprache und untypische Vergleiche (Frauen mit Soft-Drinks) die fast ein wenig „dandy“ wirken, erinnern fast an New Journalism. Inhaltlich dreht sich das Album um Liebesbeziehungen fernab von allem Platonischen und den wahren Gefühlen. Sehr tief in lyrische Gewässer wagt sich Turner mit seinen Lyrics nicht vor und inhaltslose Ausrufe wie „Yeayeayea“, „Shalalala“ und „three,two, one“ unterstreichen die Seichtigkeit seiner Worte noch.
Synonym für das bisher schwächste Arctic Monkeys Album steht die Singleauskopplung „Brick By Brick“. Sound der eingängig und auch rythmisch ist, aber schnell in Vergessenheit geraten wird, da es ihm an der Durschlagskraft und Innovation, welche man von Arctic Monkeys Singles gewohnt sein darf, mangelt. Negierbarkeit trifft nicht nur auf die Lyrics des Songs, sondern auch auf den Großteil der zwölf Songs zu. Die Arctic Monkeys liefern mit Suck It and See zwar ein gut hörbares, eingängiges Album ab, das erfolgreich ein Gefühl von Sommer, Sonne und Leichtigkeit vermittelt, darüber hinaus jedoch mit wenig Außergewöhnlichem glänzen kann, ab. Vier Alben in fünf Jahren ist mehr als nur ungewöhnlich viel und vielleicht stellt der Mangel an Innovation und Kreativität, der sich durch das Album zieht, den Tribut dar den die vier Briten dafür zahlen.
Arctic Monkeys, Suck It And See, Domino Records