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PJ Harvey – Let England Shake

8
Folk

Auf ihrem achten Studioalbum widmet sich PJ Harvey – abwechslungsreich mal düster, dann wieder frohlockend – in zwölf Songs ganz ihrer Heimat England und beweist damit abermals, dass sich die Künstlerin auch nach mittlerweile 20 Jahren im Musikgeschäft in keine Schublade stecken lässt.

Pollie Jean Harvey eroberte 1992 mit ihrem ersten Album Dry die Herzen aller Alternative-Fans und mit Stories from the city, stories from the sea (2000) überzeugte sie dann auch die Kritiker von ihrer facettenreichen Stimme. Die nun insgesamt acht Alben, sowie um die 20 Singleauskopplungen machten die Sängerin zu einer der interessantesten Künstlerinnen unserer Zeit. Auf Let England Shake wird sie zwar eindeutig ruhiger als man es bisher von gewohnt war, aber ihre markante Stimme macht auch diese neuen Klänge hörenswert. Zur Unterstützung hat sie sich dazu den Produzenten Mark Ellis, der schon mit Depeche Mode und U2 zusammengearbeitet hat und die Musiker John Parish, Mick Harvey und Flood ins Studio geholt.

Eines wird schon beim ersten Hören klar: in diesen zwölf Songs macht man Bekanntschaft mit einer völlig neuen Seite von PJ Harvey. Das hört man unter anderem in dem Song „The Last Living Rose“ – eine poppig und sehr pompöse Nummer. Auch in „The Glorious Land“, wo sie Bläser mit ungewohnten Arrangements vereint, ist gewagt, ungewöhnlich, aber trotzdem beeindruckend, geradezu mutig. Wenn einem dann bei den verträumten Zeilen von „Hanging In The Wire“ hörbar der britische Wind um die Ohren bläst, ist man völlig perplex dass sich eine Musikerin nach so vielen Jahren im Business auf neues Terrain wagt.  Im weiteren Verlauf des Albums schließen sich dem umfangreichen musikalischen Spiels Harveys sowohl Folk-Elemente (wie in „The Words That Maketh Murder“), als auch altbekannte rockige Melodien an.

Let England Shake ist ein empfehlenswertes Album für ruhige Stunden, das eine ganz neue Seite der Künstlerin zeigt. PJ Harvey macht das, was andere Musiker oftmals vermeiden – sie erfindet sich neu, blickt über ihren ohnehin schon sehr alternativen Tellerrand und traut sich neue musikalische Wege zu gehen, ohne scheinbare Angst vor Verluste. Wahrscheinlich werden ihr nicht alle Anhänger ohne Murren folgen. Obwohl, eigentlich erwartet man von dieser Künstlerin nichts anderes, als dass sie einem unerwartet eine völlig neue Facette präsentiert.

PJ Harvey – Let England Shake, Island/Universal