Howl
Allen Ginsberg, der Poet der „Beat Generation“ und wohl auch ihr sensibelste Vertreter, bezeichnete ihre Gruppierung als eine Ansammlung von Typen, die nur versuchen ihre Werke zu veröffentlichen. Sein zentrales Werk ist ohne Zweifel das Gedicht Howl, dem er seinen größten literarischen Erfolg zu verdanken hat. Der gleichnamige Film versucht nun die Wucht des Gedichtes auf die Leinwand zu bringen.
Dass es gelingt, ist vor allem der beeindruckenden Leistung James Francos zu verdanken, der hier in der Rolle von Allen Ginsberg abermals zeigt, dass er einer der interessantesten, aufstrebenden Schauspieler seiner Generation ist. Insbesondere ist es die legendäre Lesung des Gedichts, die er bravurös und intensiv darstellt und dadurch zum Mittelpunkt des Geschehens wird. Die Animationen, die das Gedicht bebildern, sind zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig und nicht immer originell. Häufig ist es nämlich zu wörtlich visuell interpretiert worden.
Abgesehen von diesem Handlungselement, nimmt der Film zudem ein Interview und die Gerichtsverhandlung, die damals abgehalten wurde um das Gedicht verbieten zu lassen, in seine Geschichte auf. Leider hat man dadurch das Gefühl, zu viel auf einmal vorgesetzt zu bekommen. Man wird von einer Ebene in die nächste geworfen, ehe man sich zurecht finden kann. Der Film wirkt daher manchmal konfus und verwirrend. Positiv betrachtet jedoch (und in den besseren Momenten gelingt es auch) ist der Film wie ein Rauscherlebnis.
Und dann ist man richtig enttäuscht, wenn es vorbei ist. Denn Howl entwickelt einen ganz eigenen Sog an Spannung. Sich darauf einzulassen ist allerdings nicht immer leicht, da der Film fast zu viel auf einmal versucht. Es steckt so viel drinnen, dass nur ein geringer Anteil wirklich gekonnt ausgespielt und dargestellt werden kann. Aber dafür weiß dieser Anteil mehr als zu überzeugen. Und genau deshalb ist es dann auch so schade, wenn es vorbei ist. Man hätte gern noch mehr gesehen. Insbesondere wenn man sich selbst fürs Schreiben interessiert, stellt es eine anregende Bereicherung dar, über die Schreibmethode und die Auffassung des Schreibens von Allen Ginsberg zu hören.
Howl ist vor allem eine One-Man-Show des Hauptdarstellers James Franco, der hier wieder einmal beweist, dass man ihn im Auge behalten sollte, denn es zeichnet sich ein großer Schauspieler ab. Aber auch der Rest der Besetzung weiß zu überzeugen und seine Leistung zu verstärken. Abgesehen davon ist es natürlich die literarische, poetische Wucht des Gedichtes Howl und seines Schöpfers Allen Ginsberg, der einfühlsam porträtiert wird.
Regie & Drehbuch: Rob Epstein, Jeffrey Friedman, Darsteller: James Franco, Todd Rotondi, David Strathairn, Jon Hamm, Laufzeit: 90 Minuten, Filmstart: 18.03.2011