Crimson Peak
Nach seinem Ausflug in das Science-Fiction Genre mit Pacific Rim kehrt Gothic-Horror-Meister Guillermo del Toro mit Crimson Peak wieder zu seinem Paradegenre zurück. Tatkräftige Unterstützung bekommt er dabei von den Hollywoodgrößen Tom Hiddleston, Jessica Chastain und Mia Wasikowska.
Edith Cushing (Mia Wasikowska), eine junge, wohlhabende Amerikanerin am Beginn des 20. Jahrhunderts, interessiert sich mehr für Geistergeschichten, als für Bälle und Junggesellen. Bis eines Tages der englische Lord Thomas Sharp (Tom Hiddleston) auftaucht. Ediths Vater Carter ist jedoch gar nicht begeistert von dem Engländer, den ein dunkles Geheimnis umgibt. Carter stirbt aber auf mysteriöse Weise, bevor er Edith von dem Geheimnis erzählen kann. Edith, die nun ein kleines Vermögen erbt, heiratet Thomas und zieht mit ihm und seiner Schwester Lucille (Jessica Chastain) nach England auf sein Anwesen Allerdale Hall – ein riesiges Haus kurz vor dem Zerfall, dass auf einer Tongrube erbaut wurde und in dem blutroten Ton langsam zu versinken droht. Spätestens als Edith eine übersinnliche Begegnung hat, merkt sie aber, dass im Hause Sharp etwas ganz und gar nicht stimmt.
Obwohl sich Guillermo del Toro für Crimson Peak einige Hollywoodgrößen mit ins Boot geholt hat, ist der eigentliche Star des Films das riesige Haus der Familie Sharp. Bereits in Pan’s Labyrinth hat del Toro bewiesen, dass er sehr viel Wert auf das Set-Design legt und auch das noch so kleinste Detail stimmen muss. In Crimson Peak treibt del Toro sein Können auf die Spitze. Schon alleine um mit Edith durch dieses Haus zu wandern, versteckte Korridore und Räume zu entdecken, den mysteriösen Dachboden zu erkunden oder sich in den Keller zu stehlen, der auf keinen Fall betreten werden darf, lohnt es sich diesen Film anzusehen. Das Haus atmet, es lebt, erklärt Thomas der von den Geräuschen eingeschüchterten Edith. Überall ist der blutrote Ton, zwischen den Dielen kommt er hervor, im Keller fließt er aus dicken Röhren und sogar der weiße Schnee färbt sich am Anwesen blutrot.
Leider bleibt dieses gewaltige Haus aber auch das Beste an Crimson Peak. Der Film kann sich nicht entscheiden, was er sein will – Horror-, Thriller oder Liebesfilm. In nur wenigen Szenen, in denen verschiedene Geister Edith vor dem drohenden Unheil warnen wollen, borgt del Toro aus dem klassischen Horrorgenre aus. Die wahre Bedrohung in Allerdale Hall, wie sich rasch heraus kristallisiert, geht jedoch nicht von den Geistern, sondern von Lucille aus. Wie Mrs. Danvers in Hitchcocks Rebecca, scheint sie Edith ständig zu umgeben und zu kontrollieren. Eine düstere Vergangenheit umgibt Lucille, leider wird aber nur kurz und in wenigen Sätzen und Hinweisen darauf eingegangen. Obwohl bereits diese spärlichen Informationen Lust auf mehr machen, wird die wahre Vergangenheit der beiden Geschwister viel zu schnell abgehandelt.
Geschickt spielt del Toro mit der Farbgebung in seinem Film. Während Amerika in einem goldbraunen Herbst erstrahlt, präsentiert sich England in dunklen Tönen. Lediglich Edith’s amerikanische Garderobe und der blutrote Ton bringen ein bisschen Farbe in das düstere, graue Sharp-Anwesen. Bedauerlicherweise ist die Handlung in Crimson Peak sehr vorhersehbar. Bereits nach kurzer Zeit lässt sich erahnen, was die Sharp-Geschwister tatsächlich im Schilde führen und welches Spiel sie in ihrem alten Anwesen treiben. Obwohl die Handlung ein wenig enttäuscht und der Film für alle Horrorfans sicherlich zu wenig gruselig ist, lohnt es sich trotzdem, aufgrund dreier großartiger Schauspieler und noch viel großartigeren Bildern, Crimson Peak anzusehen.
Regie: Guillermo del Toro, Drehbuch: Guillermo del Toro, Matthew Robbins, Darsteller: Tom Hiddleston, Jessica Chastain, Mia Wasikowska, Charlie Hunnam, Jim Beaver, Filmlänge: 119 Minuten, DVD-Release: 25.02.2016, www.crimsonpeak.at