Borderlands: The Pre-Sequel!
“Never change a winning team” – so lautet die Devise vieler Fortsetzungen, der Grund dafür liegt auf der Hand: Warum experimentieren, wenn doch Bewährtes gut funktioniert. Auftritt: Borderlands: The Pre-Sequel.
Was als erfolgreiche Mischung zwischen comichaft-buntem Egoshooter und Diablo-artigem Lootsystem in Form von Borderlands begann, wurde schließlich mit der Fortsetzung Borderlands 2 in allen erdenklichen Belangen übertrumpft. Die Formel der mittlerweile bekannten und beliebten Serie wurde auch für den neueste Ableger, der zeitlich zwischen den beiden bisher erschienen Teilen angesiedelt ist, dezent angepasst. So gilt es auch in Borderlands: The Pre-Sequel wieder mit Waffengewalt und einigen charakterspezifischen taktischen Elementen eine Vielzahl an Gegner zu dezimieren, auch die vorhandene Story bewegt immer noch sich auf dem (zumeist bei FPS auffindbaren) “Immerhin ist Eine vorhanden”-Niveau.
Statt auf bekanntem Boden, also dem teils post-apokalyptisch anmutenden Planeten Pandora, befindet sich der Spieler nun nach einer kurzen Einleitung auf Elpis, dessen Mond. Im Dienste des noch nicht zum Antagonisten gewordenen Jack (in Borderlands 2 tritt dieser als „Handsome“ Jack auf) muss mal wieder eine “Vault” aufgesucht werden, dabei treten natürlich erneut vom Weg abweisende Komplikationen in Form von unzähligen Nebenmissionen sowie mehr oder minder bekannte Charaktere der Serie auf.
Die Mondlandschaft von Elpis bietet für Borderlands-Veteranen gleichermaßen abwechslungreiches wie dann doch wieder altbekanntes Terrain, vollgestopft mit hübschen Aussichten, massiven Anlagen, diversen erkundbaren Stationen in unterschiedlichsten Zuständen des Verfalls und – natürlich – Kisten, Fässer und Gegnerüberreste mit heiß begehrten sammelbaren Gegenständen. Aufgrund veränderter Schwerkraftverhältnisse kann der Spieler nun einigermaßen majestätisch über weite Strecken hinweg schweben und seine Ziele von oben mit Waffen, Granaten und Spezialangriffen bearbeiten, ein langsamer Spielablauf lässt sich dadurch aber glücklicherweise nicht feststellen, eher das Gegenteil.
Dies liegt auch an der Tatsache, das Sauerstoff auf Elpis Mangelware ist und daher aufgesammelt bzw. nachgefüllt werden muss – glücklicherweise haben die Entwickler von 2K Australia hier ab recht großzügig agiert, eine mühsam-nervende Suche bleibt dank zahlreicher Sauerstoff-spendender Gebäude, Geysire, mobiler Generatoren und von Gegner zurückgelassenen Behältern nur ein Nachgedanke.
Die neu dazu gekommene Anzeige des verbleibenden Sauerstoffs im HUD dient auch zur sorgsamen Einteilung des nun möglichen Boosts, mit dem so etwa weite Strecken einigermaßen graziös und effektiv überwunden werden können. Auch hat sich der Spielverlauf dank der andersartigen Gravitation in die Vertikale verlagert: Hohe Gebäude, Klippen oder dergleichen können nun (leichter) erklommen werden, per Tastendruck kann zudem ein Bodenstoß ausgeführt werden, mit dem man auch mehreren Gegnern gleichzeitig recht nachdrücklich den Garaus macht.
Statt aus den Vorgängern bereits bekannten Charakterklassen setzt Borderlands: The Pre-Sequel auf gänzlich neue (wenn auch schon als NPCs aufgetretene) Figuren mit ebensolchen (Action-)Skills, was wohl auch als eine der größten Veränderung zu den anderen Teilen der Serie darstellt. Nisha, der “Gunslinger”, stellt dabei noch die herkömmlichste Variation eines auf Waffen spezialisierten Charakters dar, auch ihre Spezialfähigkeit – das automatische Anvisieren mehrerer Gegner mit diversen Verstärkungen in Sachen Schadensausübung, Genauigkeit etc – stellt eher die Ausnahme hinsichtlich der sonst auffindbaren Innovation dar. Auf den ersten Blick mag auch der “Enforcer” Wihelm mit seinen fliegenden Drohnen nicht sonderlich überraschend wirken, die taktischen Möglichkeiten der einerseits auf Angriff und andererseits auf Heilung programmierten Helfershelfer stellen aber etwa die vergleichsweise banalen Geschütze von Roland bzw. Axton aus den Vorgängern ins Abseits.
Hinsichtlich taktischer Überlegungen vermag das Gameplay mit dem “Gladiator” namens Athena am meisten Abwechslung zu bieten, da diese mit einem schadensabsorbierenden und schleuderbaren Schild der Marke Captain America ausgestattet ist. Als wohl auch von den Programmierern nicht ganz ernst gemeinte Alternative zu den erwähnten Charakteren darf nun auch mit Borderlands beatboxenden quasi-Posterboy Claptrap gespielt werden: Mit dem “VaultHunter.exe”-Actionskill scannt der einrädrige Roboter die Umgebung und nutzt dann eine passende Fähigkeit anderer Figuren oder gänzlich andere, absurdere Varianten, die unter anderem eine mit Gummienten-Kostüm oder gleich eine Mini-Claptrap-Kopie beinhaltet. Absurder Humor steht hier im Vordergrund, der auch recht nervig sein kann, wenn man den der Entwickler dahingehend nicht teilt.
So bietet Borderlands: The Pre-Sequel neben einigen neuen Waffentypen (zB. ein Ghostbuster-mäßiger Laser) und einer etwas veränderten Gewichtung des Gameplays vor allem all jenes, was auch die Vorgänger schon zu dem werden hat lassen, was sie sind: Eine unterhaltsame Taktik-Shooter-RPG-Mischung mit netten Vistas, massig Loot und eine einigermaßen belanglosen Story, die mit teils unterhaltsamem Humor sowie einigen interessanten Charakteren gemildert wird. Auf technischem Level hat sich kaum etwas geändert – sowohl im Guten wie auch überwiegend im Schlechten – und der nahtlose Koop-Multiplayer macht immer noch Laune. Letztendlich stellt der Titel jedoch nicht mehr als ein glorifiziertes, separat erhältliches aber immerhin umfangreiches Add-On dar, das aufgrund der großteils nur dezenten Änderungen an der bekannten Formel wohl keinen bisher von Borderlands abgeneigten Spieler dazu bringen wird, seine Meinung zu wechseln.
Plattform: PS3 (Version getestet), Xbox 360, PC, Spieler: 1-2 (lokal), 2-4 (online Koop), Altersfreigabe (PEGI): 18, Release: 17.10.2014, http://borderlandsthegame.com