Gangster Squad
Es war einmal ein Film, in dem eine Handvoll Unbestechliche gegen einen Mafiaboss ins Feld zog. Damals hieß der Regisseur Brian De Palma. Ruben Fleischer und die Drehbuchautoren dürften sich für Gangster Squad dessen Untouchables zum Vorbild genommen haben…
Der Plot, der auf wahre Begebenheiten zurückgeht, ist konventionell. Ende der 1940er Jahre bringt Mickey Cohen (Sean Penn) in Los Angeles das organisierte Verbrechen und damit die Stadt in seine Hand. Der ehemalige Boxer stammt von der Ostküste, doch will sich von den Unterweltlern dort nichts sagen lassen. Er betrachtet Los Angeles als seine Stadt, sich selbst als einen Gott, der lieber teuflisch ist und die Engel nicht regiert, sondern sie zu Fall bringt. Wer sich nicht in seine Macht begeben will oder seine Aufträge vergeigt, endet tragisch: in zwei Teile gerissen, mit einem Bohrer zerfetzt oder mit dutzenden Kugeln im Körper. Cohen ist der Herrscher, der niemanden neben oder über sich akzeptiert, keine Kollegen der Unterwelt, keine Richter oder Polizisten. Dennoch schart Sergeant John O‘Mara (Josh Brolin) auf Geheiß des Polizeichefs Parker (Nick Nolte) eine Truppe um sich um Cohen das Handwerk zu legen. Das Ziel ist jedoch weniger den Gangster ins Gefängnis zu bringen, als vielmehr seine Geschäfte zu unterminieren, um ihn damit – ja, was eigentlich … vielleicht aus der Stadt zu vertreiben? Bis es sich der Gangster Squad dann doch anders überlegt …
Ruben Fleischer, der 2009 mit Zombieland Bekanntheit erlangte, lässt den Kampf gegen das organisierte Verbrechen einerseits aufwändig und spektakulär aussehen. Wo es um Gewalt geht, verleiht er ihr ein Extra an Brutalität und kostet die Bilder mit Effekten aus. Andererseits strotzen der Handlungsverlauf und die Figuren nur so vor Einfallslosigkeit. Sie hängen lose aneinander und kommen nie auf Tuchfühlung, auch wenn es sich wie zwischen Grace (Emma Stone) und Wooters (Ryan Gosling) um eine Liebesbeziehung handelt. Die Männer sind harte Jungs, die Frauen allzu liebevoll. Genau wie der Handlung, fehlt auch den Figuren der Antrieb und vielleicht (wenn man das hier überhaupt sagen darf) der Spaß an dem, was sie machen.
Der Inszenierung ist das unaufgeregte und fehlerhafte Drehbuch anzumerken. Und obwohl die Geschichte denkbar einfach ist, haben die Autoren Will Beall und Paul Lieberman vieles einfach nur hingebogen und abgekupfert, anstatt eine innere Dynamik zu entwickeln. Spannung kommt so keine auf.
Dass Gangster Squad nicht vollends enttäuscht und auf eine Weise unterhalten kann, dankt der Film dem gewissen Flair der Nachkriegszeit und dem großen Staraufgebot, das ganz nett anzusehen ist, auch wenn beide Komponenten unter Fleischers Regie im Sand verlaufen. Josh Brolin ist fragwürdig, Ryan Gosling war auch schon mal cooler und Emma Stones Sexappeal schlägt nun wirklich keine Funken. Sean Penn gefällt mit seiner Darbietung, wobei sie stark an Robert de Niros Al Capone erinnert. Nur, seine Maske ist schauderhaft.
Ansätze sind da, auch eine gewisse Eigenwilligkeit zeigt sich. Die Filmmusik hat was, wirkt mitunter aber schlecht eingesetzt. Das nächste Mal eine gute Geschichte dazu und mehr Mut zum Experiment – oder einfach noch mehr Gewalt, denn es scheint fast so, als würde Fleischer die am sorgfältigsten inszenieren. Das Motto der Jungs lautet übrigens: „Keine Namen. Keine Uniform. Keine Gnade.“ Man bilde sich ein eigenes Urteil.
Regie: Ruben Fleischer, Drehbuch: Will Beall, Paul Lieberman, Darsteller: Sean Penn, Josh Brolin, Ryan Gosling, Giovanni Ribisi, Michael Peña, Robert Patrick, Emma Stone, Nick Nolte, Laufzeit: 113 Minuten, Filmstart: 25.01.2013, www.GangsterSquad.de