Es liegt an dir, Chéri
Wenn etwas am konformen Kino-Debüt Es liegt an dir, Chéri des Video- und TV-Regisseurs Florent Bernard amüsant ist, dann wie die zwei sich in Inszenierung und Dramaturgie niederschlagenden Tendenzen ergänzen. Eine ist die zur Ehe-Erhaltungskomödie wie Akropolis, Bonjour und Adieu Chérie, in der ein langjähriges Paar vor der Trennung steht.
Dass diese abgewendet werden muss, selbst, wenn sich die Kommunikation nach Jahren des Nebeneinanderherlebens wie bei Christophe (José Garcia) und Sandrine (Charlotte Gainsbourg) auf ignorierte Mailbox-Messages beschränkt, ist genauso konzeptioneller Konsens wie der Umstand, dass die Paare weiß, mittelständisch und hetero sind und er ihren Scheidungswunsch vereiteln muss. Letztes oft mit einem Spontan-Urlaub zu gemeinsamen Erinnerungsorten.
Auf so einem Wochenendtrip mit den jugendlichen Kindern Bastien (Hadrien Heaulmé) und Lorelei (Lily Aubry) attackiert Christoph Straßenkünstler, setzt die Wohnung Fremder mutwillig unter Wasser und beschimpft Sandrine bei einem Bühnenauftritt im Restaurant. Die selbstgerechte Aggression der Mittelschicht gegen untere Schichten ist noch nichtmal der Tiefpunkt der Geschmacklosigkeit.
„Humor“ sind hier Witze über Kindesmisshandlung, Depression, Suizid und rassistische Sprüche. Letzte folgen mit erschreckender Selbstverständlichkeit, passend zur zweiten Tendenz: einem rechtskonservativen Revival, gekennzeichnet durch Wutbürgertum und als Pointen maskierte Menschenfeindlichkeit. Dass Charlotte Gainsbourg in der faden Inszenierung bloß chargiert statt zu spielen, lässt sich ihr kaum vorwerfen. Dass sie überhaupt mitwirkt, schon.
Regie und Drehbuch: Florent Bernard, Darsteller: Charlotte Gainsbourg, José Garcia, Lily Aubry, Hadrien Heaulmé, Louisa Baruk, Filmlänge: 102 Minuten, Kinostart: 10.01.2025