The Dead Don’t Hurt
Was sich in Viggo Mortensens Regiedebüt bereits abzeichnete, bestätigt sein zweites Projekt The Dead Don’t Hurt: Er wäre gern der neue Clint Eastwood, obwohl der alte lebt und Filme von zweifelhafter Qualität dreht.
Entsprechend ambivalent ist das betont zurückgenommen gefilmte Kostümdrama, in dem der Regisseur und Drehbuchautor wie in Falling zusätzlich Produktion, Musik und Hauptrolle übernimmt. Bizarrer Galgenhumor – mitunter wortwörtlich – durchzieht die Geschichte des dänischen Einwanderers Holger Olsen, der sich 1860 in San Francisco in Franko-Kanadierin Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) verliebt. Sie folgt ihm in die klassischen Kulissen eines Spät-Spät-Westerns, der sich weniger um Story und Figuren bemüht als um das Attribut „revisionistisch“.
Ein ähnlich fragwürdiges Unterfangen wie die Niederlassung des Protagonisten-Paars im verlassenen Örtchen Elk Flats, das von dem sadistischen Alfred Jeffries (Garret Dillahunt) und seinem einflussreichen Vater kontrolliert wird. Als Holger in den Bürgerkrieg zieht, kämpft Vivienne ihren eignen Kampf in der brutalen Männergesellschaft.
Zwar inszeniert sich Mortensen in der Rolle des ruhigen Helden im doppelten Sinn als dieser überlegen, aber seine Faszination ist in der achronologischen Handlung so unübersehbar wie sein Desinteresse an Krieps Figur. Jene bleibt trotz Krieps hervorragender Darstellung gleich den übrigen Charakteren ein Stereotyp in einem sentimentalen Szenario, das seinen ideologischen und inszenatorischen Konservativismus hinter Manierismen verbirgt.
Regie und Drehbuch: Viggo Mortensen, Darsteller: Vicky Krieps, Viggo Mortensen, Solly McLeod, Garret Dillahunt, W. Earl Brown, Danny Huston, Filmlänge: 129 Minuten, Kinostart: 08.08.2024