Nightwatch: Demons Are Forever
Die titelgebenden Dämonen Ole Bornedals schablonenhaften Sequels plagen neben den Charakteren vor allem den Regisseur. Der changiert 30 Jahre nach dem einschneidenden Erfolg von Nightwatch – Nachtwache immer noch zwischen Reanimation und Revision seines morbiden Thrillers. Der ist bis heute sein einzig halbwegs relevantes Werk, wenn auch weniger dank filmischer Qualität denn seiner morbiden Motive.
Jene zeigen sich wenig überraschend auch als unterhaltsamster, obzwar im Vergleich zum Original und dessen ebenfalls von Bornedal inszeniertem US-Remake merklich weniger der Aspekt der Fortsetzung. Darin erreichen die Traumata der Vergangenheit nun die nachfolgende Generation. Auch auf Meta-Ebene, denn die junge Hauptfigur spielt Bornedals Tochter Fanny Leander.
Als Medizinstudentin Emma wandelt sie wortwörtlich auf den Spuren von Film-Vater Martin (erneut verkörpert von Nikolaj Coster-Waldau), der die beinah tödliche Begegnung mit Serienkiller Wörmer (Ulf Pilgaard) nie verarbeitet hat. Um das zu ändern, übernimmt Emma seinen alten Nachtjob und sucht in der Psychiatrie nach dem Mörder, der selbst Kinder hat.
Bornedals genetischer Determinismus verdammt sie zur Wiederholung der elterlichen Psychosen, die der darstellerisch solide, doch abstoßend spekulative Plot mit dem gleichen verachtungsvollen Voyeurismus beugt wie die Studienobjekte auf dem Sektionstisch. Deren filmisches Pendant ist der verstaubte Psycho-Thriller: Ein modriges Relikte, dessen abgestandene Atmosphäre und pathologischer Reaktionismus nur noch seelenlose Überreste überlässt.
Regie und Drehbuch: Ole Bornedal, Darsteller: Fanny Leander Bornedal, Nikolaj Coster-Waldau, Alex Høgh Andersen, Sara Viktoria, Kim Bodnia, Vibeke Hastrup, Filmlänge: 113 Minuten, Kinostart: 16.05.2024