She Said

Nicht obwohl, sondern gerade weil Maria Schrader die Optik, Narrative und Schemata eines US-amerikanischen Oscar-Kandidaten so beflissen imitiert, erreicht ihr tatsachenbasiertes Drama She Said nie das dramatische Momentum und moralische Gewicht eines solchen – geschweige denn die gesellschaftspolitische Hintergründigkeit und psychologische Komplexität, die eine filmische Aufarbeitung der zur Aufdeckung des Weinstein-Skandals führenden Pressearbeit verdient.

Mehr als an der langwierigen Recherche der Investigativ-Journalistinnen Megan Twohey (Carey Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan), die im Auftrag der Times-Redakteurin Rebecca Corbett (Patricia Clarkson) auf die Story stoßen, interessiert die Regisseurin und ihre Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz das Familienleben der Hauptfiguren und Betroffenen.

Der fehlgeleitete Fokus minimiert nicht nur charakterliche Komplexität und kriminalistische Spannung, sondern den Blick auf die Maschinerie, die dafür sorgte, dass einzig die Opfer negative Konsequenzen zu fürchten hatten. Weinsteins Megalomanie und Macht bleiben so schemenhaft wie die sexistischen Strukturen, die ihn schützten. Trotz überzeugenden Schauspiels bleiben auch die Protagonistinnen nahezu austauschbar in ihrer Reduktion auf die Mutterrolle.

Die definiert auch die Zeugin, der Schrader am meisten Raum gibt, um dem minütlichen Mantra der Wichtigkeit der Aufdeckung – und implizit ihres Films – den Verweis auf die nächste Generation hinzuzufügen. Dieser latente Konservativ-Feminismus spiegelt ideologisch die Angepasstheit einer handwerklich soliden Inszenierung leerer Worte.

Regie: Maria Schrader, Drehbuch: Rebecca Lenkiewicz, basierend auf dem Roman von Jodi Kantor und Megan Twohey, Darsteller: Tom Pelphrey, Samantha Morton, Carey Mulligan, Jennifer Ehle, Zoe Kazan, Patricia Clarkson, Andre Braugher, Filmlänge: 129 Minuten, Kinostart: 08.12.2022